Große Pläne

Öffentliche Aufgabe

Private und genossenschaftliche Koog-Pläne scheitern oft an hohen Kosten. Deshalb wird Landgewinnung um 1900 zur öffentlichen Aufgabe: Das „Domänenrent- und Bauamt Husum“, später „Marschenbauamt“, verkauft Land an Siedler, das mithilfe öffentlicher Gelder erschlossen worden ist.

Neue Schwerpunkte

Während der wirtschaftlich schwierigen letzten Jahre der Weimarer Republik (1918-1933) soll Landgewinnung im großen Stil aus der Krise führen.
Eine „Denkschrift der Arbeitsgemeinschaft der Deichverbände“ tritt 1931 für verstärkte Landgewinnung ein. Ihr Autor, Ingenieur Dr. Johann M. Lorenzen, fasst darin Küstenschutz und Landgewinnung, Arbeitsbeschaffung und landwirtschaftliche Nutzung sowie Besiedlung in einem Plan zusammen. Wirtschaftlichkeit spielt im „Lorenzen-Plan“ kaum eine Rolle, der Abbau von Arbeitslosigkeit rückt jetzt in den Vordergrund.

Der Kieler Professor Walter Dix entwickelt 1927 den Plan, das gesamte nordfriesische Wattenmeer auf einer Linie von Sylt, Amrum, Hooge, Pellworm und Eiderstedt einzudeichen. Die Angst vor riesigen, wüstenähnlichen Dünenflächen lässt ihn scheitern.

Das Titelblatt des „Lorenzen-Plans“ aus dem Jahr 1931.

Johann M. Lorenzen (1900-1972)

Am 17. November 1900 auf der Insel Pellworm geboren, studiert Johann Matthias Lorenzen von 1920 bis 1924 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Hannover.
Lorenzen spezialisiert sich auf Wasser- und Schleusenbau und macht 1928 in Berlin die Staatsprüfung zum „Regierungsbaumeister“.

1931 ist er Hauptverfasser der „Denkschrift der Arbeitsgemeinschaft der Deichverbände“ für ein Maßnahmenprogramm für Küstenschutz und Landgewinnung an der schleswig-holsteinischen Westküste.

Der nationalsozialistische Gauleiter und Oberpräsident Lohse macht den Plan zum eigenen Projekt; Lorenzen wird 1934 Referent für Planung und Forschung im Oberpräsidium und Leiter der Wasserwirtschaftsstelle Schleswig-Holstein.

1933 tritt Lorenzen der SA bei, mit Aufhebung der Aufnahmesperre wird er 1937 auch Mitglied der NSDAP.

1945 zunächst aus dem öffentlichen Dienst entlassen, wird Lorenzen 1947 von der Landesregierung gezielt wieder eingestellt.

Von 1950 bis 1965 wirkt er als Präsident der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Kiel. Johann M. Lorenzen stirbt am 16. Oktober 1972 in Kiel.

„Meine Lebensarbeit als Ingenieur und gebürtiger Friese habe ich meiner Heimat, der Schleswig-Holsteinischen Westküste und ihrem Schutz gegen die Nordsee gewidmet.“

Zitat: Johann M. Lorenzen, Schreiben an den Entnazifizierungsausschuss bei der Landesverwaltung Schleswig-Holstein 1947

Weiße Gebäude mit grünen Kupferdächern stehen für den nordfriesischen Sönke-Nissen-Koog. Noch privatwirtschaftlich geschaffen, wird er 1925 besiedelt.

Der vermögende Ingenieur Sönke Nissen hatte Anregungen aus der Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia) mitgebracht.

Bildnachweis: Elmar Moldenhauer

Wattlandschaft an der Nordseeküste.