Einführung

Willkommen!
Sie befinden sich auf der Homepage des Historischen Lernorts Neulandhalle. Er wurde im Mai 2019 auf dem Gelände der 1936 errichteten Neulandhalle im Dieksanderkoog an der Südwestspitze Dithmarschens eröffnet.

Neulandhalle
Die „Neulandhalle“ galt als spektakulärer Bau in einem ebenso aufsehenerregenden Koog, dem „Adolf-Hitler-Koog“. Mit viel Propaganda feierten sich hier Nationalsozialisten für eine „friedliche Erweiterung deutschen Lebensraums“ und die Errichtung einer „Volksgemeinschaft im Kleinen“.
Diese Verheißungen erschienen damals attraktiv und erzeugten Zustimmung zur nationalsozialistischen Herrschaft. Mit ihnen untrennbar verbunden waren aber Kehrseiten und Fortsetzungen: nämlich Ausgrenzung, Gewalt und Krieg.

Historischer Lernort
Die nationalsozialistischen „Versprechen“ von Volksgemeinschaft und Lebensraum stehen hier im Mittelpunkt.
Die Geschichte von Koog und Gebäude, von Landgewinnung und Propaganda, von Zusammenhängen und Fortsetzungen, von Kehrseiten und Folgen wird auf dem Gelände zum Thema gemacht. Damit ist die Einrichtung ein Historischer Lernort, kein Heimatmuseum und auch keine NS-Gedenkstätte.
Die historische Ausstellung steht vollständig im Freien. Buchstaben der Worte dienen als Ausstellungsflächen. Vorder- und Rückseiten der Worte Leben / Gemeinschaft / Volk / und / Raum bilden einzelne Kapitel. An der Halle selbst finden sich Ergänzungen und Einblicke. Auch ohne den Zugang zur Halle selbst soll sich ein Besuch des Lernorts lohnen.

Digitaler Lernort
Hier, unter dem Menüpunkt DIGITALER LERNORT, finden Sie die komplette historische Ausstellung. Sie erscheint in einer für das Internet grafisch umgestalteten Version: alle Texte, Bilder und Töne – zum vertiefenden Nachlesen, zur Vorbereitung eines Besuchs oder zur völlig eigenständigen Nutzung.
Die Anordnung der Buchstaben und Worte folgt auch hier der Reihenfolge auf dem Gelände selbst.

Autorinnen und Autoren
Den Lernort entwickelt und umgesetzt hat eine Projektgruppe der Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History der Europa-Universität Flensburg. Unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe Danker haben Doktoranden und Studierende ein geschichtsdidaktisch abgesichertes Konzept entworfen und anschließend gemeinsam mit dem Gestalter Uwe Franzen / Lüneburg (atelier hand-werk 2.0) umgesetzt.
Wir bieten Ihnen Informationen und Deutungen. Sie selbst werden sich ein Urteil bilden!

… und mehr
Der Verein „Volkshochschulen in Dithmarschen“ bietet Führungen an, die auch in der Halle stattfinden. Zudem ist eine rege Vortragstätigkeit geplant. Informationen finden sich unter den Menüpunkten BILDUNGSANGEBOTE und BESUCHERSERVICE.

Wir wünschen Ihnen eine kritische und nachdenkliche Beschäftigung mit dieser besonderen Geschichte.

Ihre frzph-Projektgruppe Neulandhalle


Reden und Grußworte anlässlich der Eröffnung des Historischen Lernortes Neulandhalle, Friedrichskoog, 8. Mai 2019

Sehr geehrte Frau Ministerin Prien,
sehr geehrter Herr Bischof Magaard,
sehr geehrte Frau Präses Hillmann,
sehr geehrter Herr Prof. Danker,
sehr geehrter Herr Propst Dr. Crystall,
sehr Frau Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs,
sehr geehrter Herr Claussen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

heute vor 74 Jahren endete der Zweite Weltkrieg und mit ihm das größte Menschheitsverbrechen der Geschichte, die Terror- und Gewaltherrschaft der Nazis über große Teile Europas und der Welt.

Der 8. Mai 1945 war ein Tag, der ein Ende setzte, aber zugleich auch einen Anfang markierte: den Anfang des Prozess der Auseinandersetzung damit, was geschehen war und mit der Frage wie das, was geschah, und wie es geschah überhaupt geschehen konnte.

Dieser Prozess ist bis heute nicht beendet und er wird auch niemals beendet sein, denn die Auseinandersetzung mit den eben genannten Fragen ist eine Aufgabe, der sich jede Generation immer wieder neu stellen muss.

Die unmittelbare Nachkriegsgeneration tat sich äußerst schwer damit, sich mit dem, was geschehen war, und vor allem mit der eigenen Rolle im NS-System auseinander zu setzen. Die Aufarbeitung der NS-Zeit war in diesen ersten Jahrzehnten nach dem Krieg geprägt von Verdrängung, von Verschweigen und auch von aktiver Leugnung oder gar Verklärung.

Natürlich gab es Orte der Erinnerung an die barbarischen NS-Verbrechen. Vor allem die ehemaligen Konzentrationslager, die Orte der unaussprechlichen Verbrechen, des Zivilisationsbruches ohne Gleichen, wurden zu Gedenkstätten für die Opfer und für die Nachfahren der Tätergeneration.
Das sind sie bis heute und sie haben die zeitlose Aufgabe, die Erinnerung an die Verbrechen und an die Opfer wach zu halten.

Das Gedenken ist aber nur einer, wenngleich sehr wichtiger Zugang, wenn es um die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus geht. Gedenkstätten erinnern vor allem an das, was geschehen ist.

Zu Beginn habe ich auf eine zweite, ebenso wichtige Frage hingewiesen, nämlich die Frage, wie das hatte geschehen können, was geschehen ist.

Gedenkstätten eigenen sich grundsätzlich wenig dazu, Antworten auf diese zentrale Frage zugeben. Dazu braucht es einen „Lernort“ und mit der Neulandhalle und dem von Prof. Danker und seinem Team geschaffenen Lern- und Informationskonzept ist ein solcher wichtiger Lernort nun in unserem Land geschaffen worden. Der Ort war dabei nicht unumstritten und ich muss zugeben, dass ich selbst erhebliche Zweifel an dem Projekt hatte, als ich das erste Mal davon hörte.

Die Neulandhalle, als Versammlungsort einer sogenannten „rassereinen Volksgemeinschaft“ gedacht und erbaut, als Herzstück einer nationalsozialistischen Mustergemeinschaft verstanden, strahlt eben nicht die Brutalität und zivilisatorische Entgrenzung einer KZ-Gedenkstätte aus. Wäre ein solcher Ort nicht der Gefahr ausgesetzt, missverstanden zu werden?

Meine Damen und Herren, lieber Herr Prof. Danker,

ich gebe an dieser Stelle sehr freimütig zu, dass ich mich geirrt habe, und dass mich das Ergebnis, der „historische Lernort“ Neulandhalle, vollständig überzeugt und meine Bedenken weggewischt hat. Gerade mit Blick auf die für uns heute leider wieder aktuelle Frage, wie totalitäre, menschenverachtende Regime an die Macht kommen und ihre Macht festigen, hält die Neulandhalle eine Fülle von Informationen bereit.

Es war in meiner politischen Sozialisation in unserem demokratischen Staatswesen als Nachkriegsgeborener völlig unvorstellbar, dass sich jemals wieder in Deutschland nationalistisches, rechtspopulistisches und extremistisches Gedankengut so verbreitet, dass es zu einer ernst zu nehmenden Gefahr für unsere parlamentarische Demokratie und für unsere plurale Gesellschaft wird.
Das Ineinandergreifen von vermeintlich unpolitischen Maßnahmen wie der Landgewinnung mit dem völkisch-rassistischen Gedankengut der Nazis wird hier in der Neulandhalle anschaulich gemacht und damit in einer wichtigen Facette deutlich gemacht, wie der Nationalsozialismus funktionierte, wie er Menschen letztendlich dazu brachte, bei diesem beispiellosen Menschheitsverbrechen mitzumachen.

Besonders sensibel und oft ja mit persönlicher Betroffenheit verbunden ist diese Auseinandersetzung gewiss für die Menschen, deren Angehörige bereits in der NS-Zeit hier lebten. Hier wurde ein Weg gefunden, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ins Gespräch zu kommen und sie voll und ganz in die Planungen mit einzubeziehen.

Von Beginn an wurde deutlich gemacht, dass die Konzeption der Neulandhalle als Lernort nicht dazu gedacht war, persönliche Urteile über Personen zu fällen, sondern anhand des Kooges und seiner Bewohner darzustellen, wie sich der Nationalsozialismus im wahrsten Sinne des Wortes Besitz von Menschen ergriff, um diesen wahnwitzigen Plan umzusetzen.

„Unbequem“ – so drückten Sie, verehrter Herr Danker, das einmal aus – ist der „Lernort Neulandhalle“ für jeden seiner Besucher und das soll auch so sein. Ein „historische Lernort“ ist — nichts anderes sagt sein Name — ein Ort, um aus der Geschichte zu lernen, und zwar für die Gegenwart und die Zukunft.

Und so nimmt der historische Lernort seine Besucherinnen und Besucher in mehrfacher Hinsicht in die Pflicht. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seiner Verbrechen ist immer auch eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart und der Frage, was jeder von uns tun kann und tun muss, um eine Wiederholung dieser menschenverachtenden Epoche unserer Geschichte zu verhindern.

Ich sage das ganz bewusst auch mit Blick auf die anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament. Die Europäische Union entstand ganz unmittelbar als demokratischer Gegenentwurf der europäischen Staaten auf den Nationalismus und seine wahnwitzigen Herrschaftsfantasien, die innerhalb eines Jahrhunderts den Kontinent in zwei Weltkriege gestürzt haben.

Die Neulandhalle steht symbolisch für diesen extremen Nationalismus, der gepaart mit rassistischem Gedankengut eine Gemeinschaft beschwor, die sich anmaßte, Mitmenschen zu „Untermenschen“ zu erklären, zu verfolgen und zu ermorden.

Meine Damen und Herren,

ich habe eingangs auf die Unterschiede zwischen einer Gedenkstätte und einem historischen Lernort hingewiesen. Beides schließt einander nicht aus, denn ein ehemaliges Konzentrationslager der Nazis kann auch beides zugleich sein, Gedenkstätte und historischer Lernort. Und gerade als Lernorte sollte man meines Erachtens nach die Neulandhalle und eine KZ-Gedenkstätte wie jene in Neuengamme oder in Ladelund durchaus gemeinsam betrachten und pädagogisch nutzen.

Zur bedrückenden Grausamkeit und Menschenverachtung eines Konzentrationslagers gehört die bedrückende Vision wie eine rassistische Volksgemeinschaft um die Neulandhalle entstehen konnte. Die Ermordung von Millionen von Menschen resultierte ganz unmittelbar aus der Umsetzung der Ideologie eines „Herrenvolkes“, die in der Schaffung der NS-Mustergesellschaft im damaligen „Adolf-Hitler-Koog“ sichtbaren Ausdruck fand.
Bisher fehlte in Schleswig-Holstein ein Ort, der diesen wichtigen Baustein zum Verständnis der Geschichte, nämlich die Umsetzung der rassistischen Vision von der NS-„Volksgemeinschaft“ als Lebensentwurf, so anschaulich gemacht hätte, wie es seit heute der historische Lernort Neulandhalle leistet.

Zahlreichen engagierten und vor allem ausdauernden Menschen ist das Entstehen dieses besonderen Lernortes zu verdanken. Sie, verehrter Herr Prof. Danker und Ihrem Team, haben diese einzigartige Ausstellung erdacht, konzipiert und umgesetzt und mit einer großen Beharrlichkeit über alle Bedenken und Hürden hinweg ganz wesentlich mit realisiert.

Die Nordkirche und insbesondere der Kirchenkreis Dithmarschen haben das Projekt tatkräftig begleitet und maßgeblich erst ermöglicht, in dem sie das Gebäude für die neu konzipierte Ausstellung zur Verfügung stellte. Auch Sie, Bischof Magaard und Prost Dr. Crystall, haben mit vielen Mitstreitern dieses so wichtige Projekt vorangetrieben.

Der Verein Volkshochschulen Dithmarschen wird in den kommenden Jahren die Guides ausbilden, die den historischen Lernort für die Besucherinnen und Besucher erschließen.
Viele, sehr vielen Herzen und Hände waren also nötig, um Schleswig-Holstein und allen Besucherinnen und Besuchern diesen besonderen Ort zu erhalten und zu gestalten.

Allen, die an der Verwirklichung dieses Projektes mitgewirkt haben, möchte ich im Namen der Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Landtages sehr herzlich danken.

Ich wünsche dem historischen Lernort Neulandhalle viele Besucherinnen und Besucher und ich hoffe, dass wir alle gemeinsam damit einen weiteren wichtigen Baustein gegen Rechtsextremismus und Nationalismus gesetzt haben.

Sehr geehrter Landtagspräsident,
sehr geehrte Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur,
sehr geehrter Herr Dr. Clausen als Kulturbeauftragter der EKD,
sehr geehrter Professor Danker,
sehr geehrte Frau Präses Hillmann
sehr geehrter Propst Dr. Crystall,

meine sehr geehrten Damen und Herren aus Kirche und Gesellschaft!

Meine erste Begegnung mit der Neulandlandhalle reicht über 35 Jahre zurück. Im Jahr 1982 habe ich hier als Student an einem Seminar in der kirchlichen Jugendbegegnungsstätte teilgenommen. Ich habe Erinnerungen an dieses Wochenende, auch an die Gebäude hier, vor allen Dingen diese einzelnen Hütten mit Zeltdachform und auch noch an das zentrale Gebäude hier oben. Aber ich erinnere mich nicht, dass der historische Hintergrund und die Geschichte dieses Gebäudes in irgendeiner Weise thematisiert worden wären. Die Neulandhalle war in seiner Funktion ein kirchlicher Tagungsort wie viele andere.
Meine weiteren Begegnungen begannen dann vor etwa 8 Jahren, als ich im Rahmen meiner bischöflichen Aufgaben auch von diesem Projekt hörte. Ich erinnere mich besonders an einen Informationsabend in Heide mit Professor Danker. Noch heute habe ich Einzelheiten dieses Abends vor Augen, dazu gehören auch Filmausschnitte von der Eröffnung des damaligen Adolf-Hitler-Koogs und die propagandistische Inszenierung der Reise Hitlers durch Schleswig-Holstein 1935.

Weitere Dokumente unterstrichen, wie die Landgewinnung, die das Leben der Menschen an der Westküste ja schon über lange Zeiten zuvor beschäftigt hatte, für die Propaganda genutzt wurde: Eindeichung und Landgewinnung wurden für die nationalsozialistische „Blut- und Bodenideologie“ geradezu vermarktet, und die Neulandhalle war das zentrale Gebäude in diesem Siedlungskonzept:
Quasi eine Antikirche, die der Lebensraumideologie gewidmet war und so als ein Ort geplant wurde, an dem die Menschen, und eben nicht nur die Siedler auf den Höfen im Koog, sondern auch die Massen, verführt wurden, den Konzepten der NS-Volksgemeinschaft zuzustimmen und damit auch den Verbrechen und der Gewaltherrschaft der Nazis, wie sie sich u.a. im Krieg um Lebensraum zeigten.

Kurz bevor diese Dokumentationen, die wir den Arbeiten von Frank Trende und Prof. Uwe Danker und anderen zu verdanken haben, auf dem Tisch lagen, hatte der Kirchenkreis Dithmarschen das Freizeitheim schließen müssen.
Es entstanden verschiedene Überlegungen zur möglichen Zukunft dieses Gebäudes. Der Verantwortung konnten und durften wir uns als Kirche nicht entziehen, aber es war zugleich klar, dass wir sie nicht allein tragen können. Mir war klar, dass damit eine Auseinandersetzung mit der historischen Bedeutung erfolgen musste.
Als die damaligen Dithmarscher Kirchenkreise 1971 aus der Neulandhalle einen kirchlichen Ort der Begegnung gemacht haben, war das in gewisser Weise eine Entnazifizierung dieser ehemaligen „Antikirche“. Doch lässt sich aus einer Gegenkirche nicht einfach eine Kirche machen. Deshalb war die Idee, hier einen Lernort zu schaffen für mich von Anfang an überzeugend. Auch wenn auf dem Weg bis zur Eröffnung heute viele Fragen geklärt werden mussten. Eine für mich entscheidende Frage, die ich an dem schon besagten Abend in Heide vor acht Jahren gestellt habe, lautete:
Wie ließe sich erkennbar machen, dass in diesem Projekt der Eindeichung der Anfang der Verführung zum Bösen lag?
Heute können wir uns davon überzeugen, dass dieser Anspruch durch das Zusammenspiel von Rekonstruktion und begleitender Ausstellung eingelöst wird.
Es hat mehrere Jahre gedauert, bis sich alle Beteiligten auf ein Konzept und vor allem die Finanzierung geeinigt hatten. Zahlreiche Gespräche im kirchlichen, aber vor allen Dingen auch im politischen Raum mussten geführt werden. So gilt mein Dank der seinerzeit zuständigen Ministerin, Frau Spoorendonk und ihrem Staatssekretär Herrn Schmidt-Elsässer, Herrn Professor Danker, Herrn Gietzelt sowie Propst Dr. Crystall.
Jetzt ist es an der Zeit, sich der Geschichte dieses Ortes zu stellen, um die Verführungskraft der nationalsozialistischen Ideologie und deren Propagandamechanismen, die in der Neulandhalle architektonisch dokumentiert sind, zu verstehen und daraus zu lernen.
Ich bin sehr froh, dass es nach langen Verhandlungen gelungen ist, eine Vereinbarung zwischen Kirchenkreis bzw. der Nordkirche und dem Land Schleswig-Holstein zu schließen, um das Gebäude Neulandhalle als bedeutendes Kulturdenkmal zu sichern, partiell zu rekonstruieren und als einen dauerhaften historischen Lern- und Gedenkort zu profilieren.
Die Neulandhalle zählt zu den wenigen Orten, an denen sich die Ideologie der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft und des Lebensraumkonzeptes belegen und zugleich die menschenverachtenden Aspekte darstellen lassen.

Es ist gut, dass dieses besondere Projekt, das gleichzeitig eine große, von vielen kontroversen Diskussionen begleitete Herausforderung war, heute mit der Eröffnung zum Ziel kommt und nun besucht und genutzt werden kann.
Dieser neu konzipierte historische Lernort hat seine Bedeutung im Netzwerk der wichtigen Gedenkstätten im Land Schleswig-Holstein und wird zur Auseinandersetzung mit den Verstrickungen der eigenen „Heimat“ in die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte einen wichtigen Beitrag leisten.

Die neue Neulandhalle

Es sollte ein Propaganda-Coup für die NS-Diktatur werden: die Gewinnung von Neuland in Dithmarschen, an der Westküste Schleswig-Holsteins. Deshalb musste das der Nordsee abgetrotzte Land „Adolf-Hitler-Koog“ heißen. Zur Krönung bekam es eine nationalsozialistische Weihstätte: die „Neulandhalle“. Sie war nicht bloß ein Versammlungsraum für die Koog-Bewohner, sondern eine regelrechte Anti-Kirche. Nirgendwo sonst wurden die ideologischen Parolen von „Volksgemeinschaft“ und „Lebensraum“ mit ihrer Verführungskraft und ihren gewalttätigen Konsequenzen so sinnfällig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Ausflugslokal daraus, in den 70er Jahren dann eine kirchliche Jugendherberge. Danach stand sie leer und wurde fast abgerissen. Doch zum Glück konnte sie behutsam renoviert, vor allem aber erforscht und nun mit einer eindrucksvollen Ausstellung versehen werden. Inhaltlich und gestalterisch sehr gelungen, dazu ziemlich mutig ist sie – nicht im Inneren versteckt, sondern im Außenbereich zu sehen. Auf großen Metall-Buchstaben, die die entscheidenden Schlagwörter wie „Volk“ oder „Leben“ abbilden, ist alles über die Geschichte der Neulandhalle zu lesen.

Dies ist kein Ort des Terrors, an dem man der Opfer der Gewalt gedenkt. Dafür gibt es ein dichtes Netz von Gedenkstätten. Diese bilden eine unverzichtbare Säule deutscher Geschichtskultur. Hier der Opfer zu gedenken, ist unendlich wichtig, ein schlichtes Gebot der Menschlichkeit, der historischen Gerechtigkeit, aber auch des christlichen Glaubens, der auf dem gewaltsamen Tod eines Unschuldigen gründet. Daneben aber braucht es Erinnerungsorte wie die neue Neulandhalle. Denn beim Gedenken gibt es eine deutsche Versuchung: Wer ohne einen Sinn für Distanz und das eigene Herkommen der Opfer gedenkt, könnte in die Gefahr geraten, aus einem ehrlichen Gefühl der Empathie innerlich auf die Seite der Opfer zu wechseln und die Rollen zu vertauschen.

Seit einigen Monaten erforsche ich die Geschichte meiner Familie, die ihre Wurzeln auch in Dithmarschen hat. Dies ist keine Geschichte der Opfer (mit einer Ausnahme), sondern von Tätern, gehorsamen Helfern, Begeisterten, Mitläufern, Nutznießern, unschlüssig am Rande Stehenden, Wegschauern, aber eben nicht von Opfern. Ein entfernter Verwandter von mir war sogar ein Kriegsverbrecher und stand genau damit in enger Verbindung zur Neulandhalle. Deren Erbauer war der langjährige Gauleiter Schleswig-Holsteins. Im Krieg wurde dieser der oberste Verwaltungschef des „Reichskommissariats Ostland“. Eine Hierarchiestufe unter ihm hat der entfernte Vorfahre von mir in Estland unfassbare Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Wenn ich also meine eigene Familiengeschichte verstehen will, ist die Neulandhalle in Friedrichskoog der passende Lernort für mich. Dies dürfte nicht nur für mich allein gelten.

Sehr geehrter Bischof Magaard,
sehr geehrter Herr Landtagspräsident, lieber Klaus Schlie,
sehr geehrte Frau Hillmann, Präses der Landessynode,
sehr geehrte Frau Kreispräsidentin Borwieck-Dethlefs,
sehr geehrter Herr Dr. Claussen, Kulturbeauftragter der EKD,
sehr geehrter Herr Dr. Crystall, Propst Kirchenkreis Dithmarschen,
sehr geehrter Professor Danker,
sehr geehrte Damen und Herren,

warum brauchen wir ausgerechnet die Neulandhalle als Lernort? Unbehagen hat mich heute begleitet.

Ausgerechnet eine Kultstätte, an der die Täter ihre krude Ideologie gefeiert haben, als außerschulischer Lernort!

Eine Ideologie, die Millionen berauschte, verführte und die zur Rechtfertigung wurde für das Menschheitsverbrechen, für das wir bis heute in der Verantwortung stehen.

Philipp Jenninger musste 1988 als Bundestagspräsident zurücktreten, weil er seinerzeit von einem „Faszinosum“ sprach. Sprachlich ein Fehltritt, und doch bleibt es bis heute, trotz aller Forschung, nicht vollständig erfassbar: Wie konnte eine totalitäre Ideologie so viele Menschen mitreißen und zugleich einen ganzen Kontinent in den Abgrund stürzen?

Und wir? Wir stehen jetzt an einem Ort, den wir zusammendenken müssen mit Orten wie Buchenwald und Auschwitz, mit der Ermordung von Millionen Menschen. Aber auch mit den Opfern des Zweiten Weltkrieges. Die einen Historiker sprechen von 55 Millionen Toten, die anderen von 60 bis 70 Millionen Kriegsopfern. Keine dieser Zahl können wir wirklich erfassen; das unendliche Grauen des Krieges wirklich begreifen.

Was führte zu diesem Krieg? Wie werden Menschen wie Sie und ich zu Tätern? Was treibt Menschen an, der Ideologie von Blut und Boden zu verfallen?
Können wir hier eine Antwort finden?

Für die Nationalsozialisten war der Koog eine Art Feldversuch für ihr „Lebensraum-Konzept“, für ihre ideologisch aufgeladene, für uns heute abstrus anmutende Landgewinnungspolitik, die letztlich Rechtfertigung für die „Arisierung“ von Mittel- und Osteuropa sein sollte. Der „Kampf mit und gegen die Natur“ wird hier an der Nordseeküste zur Metapher einer hybriden Überwältigungsstrategie von Mensch und Natur.

Warum also brauchen wir ausgerechnet diesen historischen Lernort?

Die Antwort gibt uns eine jüdische Weisheit, die Richard von Weizsäcker in seiner Rede vom 8. Mai 1985 zitiert hat:

„Das Vergessenwollen verlängert das Exil, und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.“

Dieser Satz fasst in Worte, was mir am Herzen liegt, und was die Landesregierung mit dem neuen Landesgedenkstättenkonzept bewirken will, das bei allem Unbehagen und aller Kritik bewusst auch die Neulandhalle einschließt, obwohl sie eben keine Gedenkstätte ist, sondern uns als Lernort herausfordert. Intellektuell aber auch emotional.

Nur eine reflektierte Erinnerung, wie schmerzhaft sie auch ist, bewahrt uns davor, in der Gegenwart und in Zukunft Fehler zu wiederholen.

Dazu gehört es aufzuzeigen und zu verstehen, wie die Verführung, wie das schleichende Gift des Mitläufertums und der Weg in die Mittäterschaft überhaupt entstehen konnten.

Darauf kann uns diese Kultstätte der Nationalsozialisten, der Täter, Antwort geben.
Und das in dieser – ich muss es so sagen – scheinbar so harmlosen Idylle. Dieser Widerspruch fasst einen hier im wahrsten Sinne an.

Reflektiertes Erinnern heißt: sich einlassen, den Raum auf sich wirken zu lassen, hier die Neulandhalle, und das Menschenbild wahrzunehmen, das zum Beispiel auch die NS-Kunst an den Wänden der Neulandhalle abbildet.

Das ist die Bildsprache einer Ideologie, die von Blut und Boden sprach und mit der die Nationalsozialisten den millionenfachen Mord und die Zerstörung des europäischen Kontinents begründet haben.

Auch hier, in dieser Beschaulichkeit Dithmarschens, wurde der Holocaust vorbereitet! Das sagt uns dieses Haus. Es schweigt, aber es erzählt uns eine schreckliche Geschichte.

Deshalb ist dieses umstrittene Gebäude ein wichtiger, ein beklemmender historischer Lernort.

Er zwingt uns, uns mit den Tätern und den Mitläufern, mit der menschlichen Natur und uns selbst, auseinanderzusetzen – und mit unserer historischen Verantwortung.

Hatten die Menschen, die hier ein und aus gingen kein Gewissen? Waren sie alle Nazis? Gab es Widerstand? Hatten sie verstanden, dass sie Teile eines wahnsinnigen Experiments waren?

All dies sind Fragen, die bewegen uns, wenn wir an diesem einstigen Täter-Ort sind, der uns zum Nachdenken zwingt.

Die Neulandhalle ist keine Gedenkstätte! Sie ist ein schwieriger, komplexer Lernort der historisch-politischen Bildung.
Er ermöglicht Lernen für die Demokratie.
Solche Orte bergen immer die Gefahr, dass sie zu einem Ort werden, der Neonazis anzieht und andere Verwirrte, die auch heute wieder von Blut und Boden schwadronieren.

Dem stellen wir uns entgegen. Indem dieser Ort ein Ort des Lernens ist.

Ich halte nichts von verpflichtenden Besuchen an Orten wie diesem, aber sie sind Angebote mit einem „Ausrufezeichen!“. Wir sollten sie nutzen: für Schulen, Hochschulen, in der Erwachsenenbildung aber auch für die Integrationsarbeit von Migrantinnen und Migranten.

Unser Landesgedenkstättenkonzept verfolgt insbesondere zwei übergreifende politische Ziele, die ich auch hier nennen möchte:

1. die Fortführung der kritischen Erinnerung an Herrschaft, Verbrechen und Opfer des Nationalsozialismus.
Und zwar mit zeitgemäßen Mitteln in einem demokratischen und pluralistischen Prozess. Und:

2. eine nachhaltige Schärfung des Bewusstseins für die kontinuierliche Gefahr menschenfeindlicher und demokratiefeindlicher Entwicklungen – insbesondere auch an den historischen Orten zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischen Terrors.

Politik kann damit Rahmenbedingungen schaffen, aber die Erinnerungsarbeit geschieht vor Ort, auch an diesem Ort. Er erinnert uns an das unendliche Leid der Opfer des Nationalsozialismus. Wir tragen sie in unseren Herzen und gedenken Ihrer. Die Erinnerungsarbeit, die nachhaltige Schärfung des Bewusstseins, sie geschieht an Schulen, an Hochschulen, in den Kirchen – und hier.

Diese zweite Dimension der Erinnerungsarbeit ist mir besonders wichtig.

Und nur so kann ein wirklich nachhaltiger Beitrag entstehen zur historischen und politischen Bildung, zur Demokratie-Erziehung.

Wir brauchen die kritische Reflexion der Vergangenheit, der Mechanismen, mit denen Hitler und die Nationalsozialisten gearbeitet haben, und mit denen Diktatoren und Ideologen in aller Welt noch heute arbeiten und noch heute Erfolg haben.

Deshalb danke ich Ihnen, meine Damen und Herren, für diese Eröffnungs-Veranstaltung, dafür, dass Sie das Erinnern wachhalten, Geschichte kritisch reflektieren und sich – viele auch in ehrenamtlicher Funktion – für die historisch-politische Bildung einsetzen – damit Geschichte sich eben nicht wiederholt.

Siegfried Lenz, einer der bedeutendsten Schriftsteller Deutschlands und Ehrenbürger Schleswig-Holsteins: Ein Mann also mit einer großen Liebe zu Land und Leuten prägte diesen Satz:

„Vergangenheit hört nicht auf, sie überprüft uns in der Gegenwart.“

In dieser Gegenwart stehen wir heute hier zusammen an einem besonderen Ort. Wir können die Bilder sehen, wir können die Wände anfassen und damit begreifen, wie der Rassenwahn Wirklichkeit wurde.
Möge dieser Ort dazu beitragen, dass, ganz im Sinne Siegfried Lenz‘, wir dieser Überprüfung unseres heutigen und zukünftigen Tuns durch die Vergangenheit standhalten.

Vielen Dank

Einstieg
Schleswig-Holsteins NSDAP-Gauleiter Hinrich Lohse wird im Sommer 1941 zusätzlich zu seinen Ämtern auch Reichskommissar, d.h. Chef der zivilen Besatzungsherrschaft im „Reichskommissariat Ostland“, dem deutschen Besatzungsregime im Baltikum und Weißrussland, das eine Kernregion der Shoa bildete.
Im Herbst 1941 verfasst der Journalist Emil Frotscher im Reisetross Lohses die verbreitete Werbebroschüre „Ostland kehrt nach Europa zurück“. Der Schlussteil des Heftes – Sie finden ihn auch hier in der Ausstellung – lautet: „Besonders schwierig lag für Kauen das Judenproblem. … Am 15. August war die Ausschaltung des Judentums aus dem übrigen Stadtgebiet vollendet …
Es ist für uns mehr als eine Äusserlichkeit, dass der Reichskommissar Hinrich Lohse, … und viele andere mit wichtigen Aufbauarbeiten betraute Persönlichkeiten aus Schleswig-Holstein kommen. Dort wird dem Meer in harter Arbeit fruchtbarer Ackerboden abgerungen. Und hier? Ein Meer brandete gegen die Dämme Europas. Diese Dämme waren morsch und brachen bei der ersten Sturmflut. Welle auf Welle des bolschewistischen Asiatentums ergoss sich über das fruchtbare, schöne Land, über Städte und Dörfer, vernichtete Kultur und Bauerntum. Jetzt wird der Damm aufgerichtet. Land wird erneut gewonnen und der tückischen Sturmflut, die weit zurückgetrieben wurde, Meter für Meter europäischen Kulturbodens abgetrotzt. Deichhauptleute, Bauern und Arbeiter sind am Werk: Ostland kehrt nach Europa zurück.“
Die Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung in der litauischen Stadt Kaunas werden mit Bildern der Landgewinnung verknüpft. Zum Rahmen: Von Juli bis Dezember 1941 ermordet das Einsatzkommando 3/A zusammen mit Hilfstruppen nach eigenem Bericht 137.346 litauische Juden. In Kaunas fristen lediglich 15.000 „Arbeitsfähige“ ihr Leben im eigens eingerichteten Getto. Als Fachleute für unabdingbare Zwangsarbeit. Sie sollen später ermordet werden.
All das findet öffentlich statt. Auch der Journalist Emil Frotscher weiß darum. Wie kommt er in grenzenloser Häme und Schamlosigkeit dazu, Judenmord und Landgewinnung sprachlich zu verknüpfen?

Damit sind wir im Kern der Ausstellung, in die ich in den kommenden 30 Minuten einführen werde. Die Antwort auf diese ungeheuerliche Verbindung wird Teil sein.

1. Ein besonderer Ort: die Neulandhalle 

Wir befinden uns an der Neulandhalle im Dieksanderkoog. 1936 war sie als eine nationalsozialistische Ersatzkirche im kurz zuvor eingeweihten, damals nach dem „Führer“ benannten Adolf-Hitler-Koog, „geweiht“ worden. Als Ensemble bildeten Koog und Halle Mitte der 1930er Jahre das Modell einer klinisch rein und neu geschaffenen „Volksgemeinschaft“ im Kleinen, ja stellten ein Renommierprojekt zur Beschreibung der nationalsozialistischen Verheißung einer Zukunftsgemeinschaft der „Arier“ dar.
Als Adolf Hitler am 29. August 1935 nach triumphaler Anreise in Süderdithmarschen den nach ihm benannten Koog (ein-)weihte, war der Reichsrundfunk dabei und berichteten reichsweit und ganzseitig Zeitungen wie der „Völkische Beobachter“ von der „natürlichen Landeroberung durch Friedensarbeit“. Von Herrschaftsbeginn an hatten die Nationalsozialisten Eindeichung und Besiedlung dieser circa 13 Quadratkilometer Neuland an der Elbmündung als Renommierprojekt betrieben. Das Projekt schien nämlich bestens geeignet für die NS-Selbstdarstellung. Die Schlagworte lauteten: Kampf gegen das Meer, Arbeitsbeschaffung, Freiwilliger und Reichsarbeitsdienst, Verbreiterung der Ernährungsgrundlagen, „Schollenbildung“.
Insgesamt siedelten im Adolf-Hitler-Koog (nur) knapp 100 Familien. In der Berufsstruktur ständisch und sozial ungleich am vormodernen Dorf orientiert, aber weltanschaulich und rassisch homogen, würde der so konstruierte Adolf-Hitler-Koog die NS-Volksgemeinschaft im Kleinen abbilden – als experimentelle Anordnung wie in einem Reagenzglas. Genau das war seine reichsweit vermarktete Funktion. Zur propagandistischen Verwertung gehörten Sondersendungen des Rundfunks, Postkarten und Publikationen, nationale wie internationale Journalisten- und Besuchergruppen, die durch den Koog geführt wurden oder auch touristisch reisten; bis zu vierzig Busse täglich zählte man hier.
Ein jeder Koog – der Nordsee abgetrotztes, neues Land – erhält traditionell einen Kirchbau. Geplant war das hier auch. Tatsächlich erfüllte ab 1936 die Neulandhalle, deren Grundstein Hitler am Tag der „Koogweihe“ legte, die Funktion einer Ersatzkirche, sinnbildlich unterstrichen durch den vom Reichsarbeitsdienst errichteten hölzernen Turm mit der vom Reichsnährstand geschenkten Glocke, die an NS-Feiertagen, bei Tod, Geburt und im Katastrophenfall läutete. Das Äußere der Halle erschien durchkomponiert: der weithin als „Hoheitsabzeichen“ sichtbare Adler mit Hakenkreuz an der nördlichen Turmwand, zwei vier Meter große, die Dachrinne noch überragende „Wächter“: Soldat mit Gewehr und, ausgestattet mit einem Spaten, ein Bauer, der auch als Arbeitsdienstmann gedeutet werden konnte. All das unterstrich Wehrhaftigkeit, Kampfbereitschaft und Herrschaftsausdruck – und mochte dem Betrachter zugleich schon als integrierendes Wir-Angebot erscheinen, Zugehörigkeit suggerieren.
Die eigentliche Halle im Erdgeschoss dominiert das Innere des Gebäudes: gepflastert mit braunen Ziegeln, die Decke mit schweren Balken versehen, im Zentrum der östlichen Stirnwand ein mächtiger in Brauntönen gemauerter Kamin. Vier freskenartige Wandgemälde von Otto Thämer umrahmten ihn wandfüllend, „Deichbau“, „Säemann“, „Ernte“ sowie „Hausbau“: zeitgenössisch stilsichere Heroisierungen von Handarbeit und Landgewinnung, von Rolle und Aufgaben der Neusiedler. Wie Kirchenfenster mochten die jeweils vier farblich abgestimmten, mosaikartig gestalteten, aus großflächigen, schlanken Rechtecken konstruierten Fenster der Seitenwände anmuten. Auch fand sich eine geschnitzte Führerbüste im altarähnlich angelegten, fest installierten Bücherbord.
Die Neulandhalle bildete den Ort, an dem Koogbewohner das NS-Feierjahr zelebrierten: Am „Tag der Nationalen Arbeit“, zur „Sonnenwende“, am Jahrestag der Koogweihe, zum Erntedank usw. versammelte man sich hier zu choreografierten Kulthandlungen. Familienfeste, auch ausdrücklich kirchliche respektive religiöse Feiern der „Gottgläubigen“, auch von „Deutschchristen“, konnten durchgeführt werden. Es gab weitere Nutzungen.
Was ist das Besondere an der Neulandhalle, was rechtfertigt Investitionen in diesen Historischen Lernort?
Unsere Antwort ist klar: Hier lassen sich zwei sehr wichtige NS-Konzepte verdeutlichen: Volksgemeinschaft und Lebensraum.
Die „Volksgemeinschaft“ war ein vermeintlich attraktives Angebot des Nationalsozialismus: Jenen, die rassisch, gesundheitlich, sozial und politisch-weltanschaulich der NS-Norm entsprachen – folglich der großen Mehrheit der deutschen Bevölkerung – versprach das man die Erfahrung einer Gemeinschaft ohne wahrnehmbare soziale, politische oder kulturelle Konflikte. Kreiert war damit ein Projekt, das viele „Volksgenossen“ als Verheißung begriffen, ja, es mobilisierte breite Zustimmung zur NS-Herrschaft.
Allerdings: Nur deutsche Arier sollten der gefühlten Volksgemeinschaft angehören dürfen, insbesondere – rassisch definierte – „Juden“ und „Zigeuner“ nicht, auch „Asoziale“ sowie im Strafrecht definierte sonstige „Volksschädlinge“ und „Gemeinschaftsfremde“ seien „auszusondern“ oder „auszumerzen“, ebenso geistig oder psychisch behinderte „Ballastexistenzen“.
Nach diesen Prozessen von harmonischem Einschluss und gewaltsamen Ausschluss würde ein homogen arisches Volk auch mit äußeren Feinden, nämlich anderen Völkern und Rassen, erfolgreich den Kampf um Lebensraum führen können. So die absurde, aber wirkmächtige NS-Ideologie.
Das ist schon die Brücke zu einem weiteren Konzept, das im NS-Deutschland furchtbare Konsequenzen haben würde: der agrarromantische zugleich kriegerische Reflex eines zu erweiternden Lebensraums für das deutsche Volk. Auch dieses Modell war mit Emotionen aufgeladen.
„Friedliche Landnahme“ im Ringen mit dem „blanken Hans“, also Landgewinnung hier an der Nordsee, das ließ sich perfekt in das NS-Lebensraumkonzept integrieren. Hinter den Worthülsen aber verbarg sich am Ende gewaltsam-kriegerische Lebensraumeroberung als politisches Streben der NS-Spitze, damit sich „im Osten“ ein arisches Wehrbauerntum etabliere, das nach millionenfachen Tod Einheimische.
Eingebettet in den ehemaligen Adolf-Hitler-Koog bildet die Neulandhalle also einen authentischen Ort der Manifestation der NS-Volksgemeinschaft und des NS-Lebensraumkonzeptes. Es ist kein weiterer Ort bekannt, der beide ideologischen Kernkonzepte des Nationalsozialismus so nachvollziehbar in einer baulichen Hinterlassenschaft und der sozialen Einbettung im Koog verkörpert.
Hier können Fragen nach der gesellschaftlichen Verankerung der „NS-Zustimmungsdiktatur“ exemplarisch bearbeitet werden. Damit soll eine wichtige Vermittlungsaufgabe zum historischen Verständnis des Nationalsozialismus geleistet werden.

Leitgedanke ist die Janusköpfigkeit der Konzepte: die als traditionsverbunden vermarktete Landgewinnung fand folgerichtige Fortsetzung als Lebensraumkrieg – übrigens mit identischem Personal, ich komme darauf zurück, – und das harmonische Inklusionsversprechen der NS-Volksgemeinschaft basierte auf vielfältiger, steter und gewaltsamer Exklusion.

2. Ein Marathon: Schlaglicht auf die Projektgeschichte
Es war ein Marathon von 2011 bis heute. Andreas Crystall hat es angedeutet: 2012 die unter Mitwirkung meiner damaligen Mitarbeiter_innen Claudia Ruge, Astrid Schwabe und Sebastian Lehmann vorgelegte Machbarkeitsstudie, im Auftrag des Landes umgebaut zu einem schließlich gescheiterten Förderantrag der Bundesgedenkstättenförderung – wir saßen wohl im falschen Boot. 2014 eine Buchpublikation und 2015 eine wissenschaftliche Konferenz in Flensburg zum Thema „Die NS-Volksgemeinschaft – Zeitgenössische Verheißung, analytisches Konzept und ein Schlüssel zum historischen Lernen“, die 2017 in eine Publikation in einer geschichtsdidaktisch Fachreihe mündete. – Das ist unser Bild von Wissenschaft, vom ganz Abstrakten bis hin zum ganz Konkreten, oder eben auch umgekehrt.

2016 schließlich die auf ein Drittel verkleinerte Lösung des Historischen Lernorts. Heute bin ich der damaligen Ministeriumsspitze sehr dankbar für die Beharrlichkeit, denn ich wollte eigentlich nicht mehr, dann aber reizte die völlig neue Aufgabe: Eine für sich selbst sprechende, unbetreute out-door-Ausstellung neben dem – meist gar nicht zugänglichen –  einzigen Exponat.
Nach so vielen Hürden und Widerständen hatten wir – im Rahmen eines engen Finanzspielraums – völlige Freiheit. Und die haben wir genutzt. Schritt für Schritt bildete sich eine Projektgruppe aus Mitarbeitern unserer Forschungsstelle und aus hervorragenden Studierenden, die wir als studentische Hilfskräfte einstellen konnten. Zwei Versuche, ausstellungserfahrene Kuratorinnen einzustellen, scheiterten an besseren Angeboten anderswo. Daraufhin entschieden wir Anfang 2018 risikobereit das Projekt komplett selbst durchzuführen. Der finanzielle Spielraum für die Hardware, insbesondere die Gestaltung, wurde dadurch größer.
Wir konnten so – auf der Basis unserer aktuellen fachwissenschaftlichen Archivrecherchen – eine rein geschichtsdidaktisch angelegte dokumentarische Ausstellung entwerfen.
Denn, ich will es nachdrücklich betonen: Wir haben keinerlei antiquarisches Interesse. Nichts, gar nichts an und in der Halle für sich betrachtet ist wertvoll, bewahrenswert. Für uns bilden Halle und Koog allein den Ausgangspunkt für historische Lernprozesse, die uns am Herzen liegen.
Unser Ziel lautet: Nicht stehenbleiben bei Erschütterung über überwältigende Leiden der Opfer, nicht stehenbleiben bei einfacher Distanzierung von Tätern angesichts ihrer furchtbaren Verbrechen, sondern Fragen stellen nach dem Warum: Warum konnte diese Diktatur sich der Zustimmung der übergroßen Mehrheit der Deutschen so sicher sein bis fast zuletzt?
Das sind Fragen nach der NS-Gesellschaft, nach der Funktionsweise der NS-Herrschaft. Antworten führen schließlich zu uns selbst. Zu Mechanismen, die uns bekannt sind. Wir kennen die integrative Kraft der gemeinsamen Distanzierung von Anderen. Wir wissen um das damit einhergehende Nachlassen von Empathie. Eine bedrückende Erkenntnis, dass die NS-Volksgemeinschaft Derartiges eskalierend betrieb bis zum Völkermord – und es uns trotzdem nicht völlig fremd ist.
Dem wollen wir uns öffnen. Niemand von uns kann mit Gewissheit sagen, wie er sich 1935 oder 1943 verhalten hätte. Unsere Großeltern oder Eltern werden damit Teil der NS-Gesellschaft. Das Thema hat mit uns zu tun, es lässt sich nicht mehr einfach abwehren.
Das macht einen Historischen Lernort aus: Gesprächsanlässe, Anlässe zur Auseinandersetzung. Wir sind weder Heimatmuseum noch Gedenkstätte.
Unser Inhaltskonzept und die Gliederung der Ausstellung standen fest, bevor wir im Frühjahr 2018 einen Gestaltungswettbewerb durchführten. Drei der eingeladenen Agenturen legten Gestaltungskonzepte vor. Gemeinsam mit den beteiligten Architekten trafen wir einhellig die Entscheidung für den Entwurf von Uwe Franzen, Lüneburg. Sein Konzept, typografisch vorzugehen, die beiden Begriffe VOLKSGEMEINSCHAFT und LEBENSRAUM, so wie in unserem Inhaltskonzept in den Vordergrund gerückt zum gestalterischen Mittelpunkt zu machen, überzeugte uns. – Obwohl wir bereits an diesem Tag wussten, dass das unsere inhaltliche Arbeit erheblich erschweren würde. Nicht einfache Stelltafeln in von uns benennbarer und gewichtbarer Zahl waren zu füllen, sondern vorgegebene Worte und Buchstaben.
Ja, unsere Inhalte und Gliederung auf Worte abzubilden, dass bedurfte einiger Überlegung. Wir zerlegten die Worte in ohnehin für die NS-Zeit dynamische Begriffe wie RAUM, VOLK, GEMEINSCHAFT, LEBEN, aber die Abbildung unserer Gliederung gelang erst, als die rettende Idee eines ergänzenden UND kam. Es hat mich bis in die Träume verfolgt, ein M und ein I sind dermaßen unterschiedlich in der Möglichkeit, sie mit Inhalt zu belegen. Wir hatten 30 Sperrholzversionen in Originalgröße in unserer Forschungsstelle, um direkt am Material zu arbeiten und Feinjustierungen vorzunehmen.

Vieles war im Entstehungsprozess zu bedenken, unser inhaltlicher und didaktischer Ansatz, die pragmatischen Bedingungen von Ausstellungen, die besondere Situation hier. Und das soll ästhetisch funktionieren. Eine historische NS-Ausstellung muss nicht hässlich sein, sie soll anregen, Gedanken und Gespräche auslösen. Es war eine spannende Auseinandersetzung mit dem Gestalter Uwe Franzen. Wir nannten es Ping-Pong in der Entstehung. Manches war leistbar anderes nicht. Jeder einzelne Buchstabe hat ein ganz eigenes und spannungsgeladenes Erscheinungsbild.

3. Ein Blick auf die Ausstellung
Also ein kurzer Blick auf die Ausstellung. Empfangen werden Sie von einem liegenden S: Es führt ein, zeigt den Rundweg und informiert über alle Beteiligten. Der Weg zur ersten Station führt vorbei an Lahnungen, die Auszubildende des Landesbetriebs für Küstenschutz, zukünftige Wasserbauer unter Anleitung ihrer kooperationsfreudigen Ausbilder angefertigt haben, wofür wir ihnen sehr dankbar sind. Hier können Besuchergruppen über Vorhaben und Eindrücke sprechen.

Das erste Wort LEBEN trägt das Thema Landgewinnung: Marschland wird erklärt, die Tradition der Landgewinnung geschildert, Deichbau und Entwicklung der Küstenlinie vorgestellt, das Ringen mit der Nordsee, dem „Blanken Hans“, auch große Landgewinnungspläne. Auf der Rückseite zeigen wir, mit welch propagandistischem Gespür die regionale NS-Bewegung sich des Themas bemächtigte, aus Planungen der Deichverbände den „Lohse-Plan“ generierte, benannt nach NSDAP-Gauleiter Hinrich Lohse. Die ideologische Aufladung und neue Akzente, nämlich Arbeitsbeschaffung und Schollengewinn, die darin einbeschriebene Erweiterung des deutschen „Lebensraums“, zeigen nationalsozialistische Ambitionen der in den 1930er Jahren intensivierten Landgewinnungsarbeiten.
Unmittelbar mit Herrschaftsübernahme entschied man sich, hier in der Dieksanderbucht deichreifes, also viele Jahre vorbereitetes Vorland für ein Renommierprojekt, den zukünftigen Adolf-Hitler-Koog zu nutzen. Der Ort schien passend, Dithmarschen war eine Kernregion des Nationalsozialismus. Damit beginnt die Vorderseite des langen Begriffs GEMEINSCHAFT. Die weiteren Buchstabenbelegungen stellen die Gestaltungsgeschichte des Koogs vor und schildern die Auswahl der Siedlerfamilien: Ihre große Chance erhielten nachgeborene verheiratete Dithmarscher Bauernsöhne, die nach dem NS-Erbreichshofgesetz keine Bauern hätten werden können, einen bis 1800 zurückgehenden Ariernachweis vorlegten und frühe Kämpfer der NS-Bewegung waren: Eine homogene Gruppe mit einem sehr hohen Anteil von SS-Angehörigen, übrigens eine teilweise wirklich problematische Auswahl, waren unter den Neusiedlern doch auch Beteiligte an grässlichen Gewalttaten des Jahres 1932. Weitere Themen sind die Einweihung und das dann gar nicht so widerspruchfreie Leben in der Volksgemeinschaft im Kleinen, der Propagandatourismus hierher und die schließlich auch gebaute Fischersiedlung im Koog, die nie ganz dazugehören würde.
Die Rückseite des Begriffs Gemeinschaft gehört allein der Neulandhalle, die übrigens von dieser Perspektive aus immer auch deutlich sichtbar ist: Die Frage, warum auf einen ursprünglich geplanten Kirchbau verzichtet wurde, die Einweihung, fragende Blicke auf die Außenarchitektur, Hinweise zur durchkomponierten Gestaltung des Innern, die Halle als Ort der Vergemeinschaftung und als Kirche respektive Kirchenersatz und schließlich als Brücke zu den großen Themen die Sammlungsnadel des NS-Winterhilfswerks 1936, das mit diesem Bau bereits Werbung betreiben konnte.
Mitten in diesem Kapitel werden Besucher_innen, unterstrichen durch eine andere Farbgebung, mit der Frage konfrontiert: „Ist das Alles wahr?“ Das ist einer der Momente in der Ausstellung, an denen wir Autor_innen einen Schritt zurücktreten, unsere eigene Arbeit relativieren, in blauer Schrift einordnen und erklären: Es sind Orte, an denen unser geschichtsdidaktischer Ansatz radikal umgesetzt wird. Sie allein, die Besucher_innen sollen ihre historischen Urteile fällen, unserer transparenten Argumentation kritisch folgen, die Fragen als offen betrachten, auch unseren Begriff von Geschichte kennenlernen. Wir wollen niemanden belehren. Denn nur in einem solchen Rahmen kann, so meinen wir, historisches Lernen angebahnt werden.
Darum geht es auch im weiteren Verlauf des Ausstellungsrundgangs in verschärfter Weise. Der Begriff Volk wird laut Vorder- und Rückseite die Frage beantworten, was die NS-Volksgemeinschaft ausmachte, für die der Adolf-Hitler-Koog als Musterbeispiel galt: Integrationsangebote wie feiernde Dorfgemeinschaften, die HJ oder die „Deutsche Arbeitsfront“, die gefühlte Gemeinschaft, die sich im Eintopfessen und Winterhilfswerk ausdrückte, aber auch der untrennbar damit verbundene Ausschluss all jener, die zu dieser Gemeinschaft nicht hinzugehören sollten: Politische Gegner, die immerhin theoretisch nach KZ-Aufenthalten in Gnade aufgenommen werden konnten. So genannte Erbkranke, die es auszumerzen galt, und die man schließlich ermordete. Und vor allem rassisch abgelehnte, in erster Linie Juden bzw. als Juden definierte Menschen, die Schritt für Schritt definiert, stigmatisiert, verfolgt, exkludiert und schließlich auch ermordet wurden. Wir zeigen Reaktionen der Mehrheitsbevölkerung bei Deportationen und Versteigerungen von geraubter Habe: Bedrückende Bilder. Und schließlich die Zuspitzung in der Kriegsgemeinschaft, in der entgrenzten Gewalt, die sich in Schleswig-Holstein unter anderem in den KZ-Außenstellen von Neuengamme, Husum-Schwesing und Ladelund ausdrückte.
Die NS-Volksgemeinschaft, diese Form von Gemeinschaft war ohne gewalttätige Aussonderung der anderen nicht zu haben. Das Zusammenspiel von harmonischen Angeboten der Inklusion mit der Gewalt der Exklusion bildete den Motor der NS-Volksgemeinschaft.
Die Station RAUM führt von der Landgewinnung an der Westküste bis hin zum gnadenlosen Lebensraumkrieg. Die Blut- und Bodenideologie, die Debatte um ein „Volk ohne Raum“, Siedlungsexperten und Musterdörfer werden vorgestellt, bevor die gigantomanische Planung des Generalplans Ost und der reale Lebensraumkrieg sowie die eingangs zitierte völkermordende Besatzungsherrschaft im Osten dargestellt werden.
Wir zeigen die frappierende Nähe durch Sprache und auch dadurch, dass eine Reihe wichtiger Protagonisten des Adolf-Hitler-Koogs fünf Jahre später gemeinsam in Riga, an der Spitze der Besatzungsherrschaft des Reichskommissariats Ostland, wieder zusammensaßen: Gauleiter Hinrich Lohse als Reichskommissar, NSDAP-Kreisleiter Dithmarschen Matthiessen als Hauptabteilungsleiter Wirtschaft und Landwirtschaft, der Landgewinnungsingenieur Lorenzen als Hauptabteilungsleiter Technik und schließlich der Architekt Brodersen als Wiederaufbauer der historischen Altstadt von Riga. – Ja, die Wege von hier nach Neuengamme und nach Riga waren furchtbar kurz.
Die Nachnutzung der Halle und Nachgeschichte des Koogs nach 1945 findet sich auf dem letzten Wort UND: Hinweise zum Neubeginn, die Entnazifizierung der Koogbewohner sowie deren kulturelle Reaktionen auf den Wandel, die Durchsetzung unseres neuen Blicks auf die Nordsee, die nicht mehr nur als Feind begriffen wird, die kirchliche Nutzung der Neulandhalle von 1971 bis 2010 sowie schließlich und selbstreflexiv auch der Entstehungsprozess dieses Historischen Lernorts.
Ein zweite liegendes S – es sind die beiden Verbindungs-S der Wortkonstruktionen VOLKSGEMEINSCHAFT und LEBENSRAUM – beendet den Ausstellungsrundgang. Verraten wird, wie es zu den ohnehin spannungsgeladenen LEBEN, GEMEINSCHAFT, VOLK, RAUM und UND kam, erklärt wird auch, warum die S liegen.
Vor allem aber werden Sie mit zwei Fragen konfrontiert:
Was hat das mit mir zu tun?
Und: Wer sind heute die Anderen?
Was den Hintergrund dieser vermeintlich lapidaren Fragen bildet, habe ich ausgeführt. Und wir können wahrscheinlich noch über viele andere Dinge diskutieren. – Genau das ist Sinn der Sache.
In und an der Halle ist Weiteres zu finden oder im Entstehen:
Die beiden Wächter werden als Negativsilhouetten aus Stahl im Laufe des Jahres angebracht, in Originalgröße: Das ist Verfremdung und Erinnerung zugleich.
Der Blick auf die einzig heile Freske Thamers ist durch ein Fenster, verbunden mit einer Licht- und Spiegelkonstruktion von außen auch möglich.
In Dauerschleife laufende kurze historische Dokumentarfilme, die wir auf der Basis von Material des Landesfilmarchiv geschnitten haben, laufen im Eingangsbereich mit Tonübertragung nach außen.
Im Innern der Halle, am ehemaligen Hitleraltar im Männerraum arbeiten wir an Verfremdung. Auch im Turm werden Fenster noch leicht irritieren, um allzu romantische Blicke zu verhindern. Und schließlich ist es durch eine sehr geschickte Arbeit Uwe Franzens möglich, per Knopfdruck im Innern der Halle auch die drei nicht vorhandenen Fresken wieder sichtbar zu machen.

Die komplette Ausstellung und Hallenpräsentation finden Sie ab heute auch auf unserer Internetpräsenz, die wir uns teilen mit dem Verein der Volkshochschulen Dithmarschen, die ab sofort hier die Bildungs- und Vortragsarbeit übernehmen. Die Homepage https://lernort-neulandhalle.de/

4. Zum Abschluss die kommunikative Ebene.

Viele Menschen wurden irgendwie von diesem Projekt tangiert oder hineingezogen. Einige seien abschließend erwähnt.
Zunächst die Koogbewohner_innen. Hier leben noch viele der Ursprungsfamilien. Ich hoffe sehr, dass sie diesen unbequemen Historischen Lernort zu ihrem machen. Wir hatten 2011 einen ersten Kontakt und immer wieder Gespräche gesucht. 2018 und 2019 fanden zwei beeindruckende Koogversammlungen hier in der Halle statt. Es ging uns um absolute Transparenz des Vorgehens. Unser Versprechen lautete: Wir bauen hier kein Heimatmuseum, es wird unbequem, ja es wird nichts verschwiegen, aber hier wird auch niemand denunziert und mit dem Zeigefinger auf eine ganz bestimmte Gruppe gewiesen. Wir sind ohnehin vorsichtig im Urteil, insbesondere wenn es um Menschen geht. Für das, was uns vorschwebt, brauchen wir keinen Pranger! Ich musste jeweils in die Bütt, blickte in skeptische Gesichter, aber es entstand ein interessierter, offener Dialog. In der letzten Versammlung vor acht Wochen gab es spannende Diskussionen, viel Offenheit und Zustimmung. Dafür möchte ich den Bewohner_innen dieses Koogs ausdrücklich danken.
Danken müsste ich an dieser Stelle sehr vielen, ich kann es nur ganz kurz und in Auswahl machen: Danke an Frank Trende für so Manches. Danke an Ex-Ministerin Anke Spoorendonk und Ex-Staatssekretär Eberhard Schmidt-Elsässer für eure Unterstützung und Beharrlichkeit, Danke an Sie, Bischof Gothart Magaard, für das Vertrauen. Dank an die Repräsentanten des Kirchenkreises Dithmarschen, den Öffentlichkeitsexperten Frank Zabel, die Architektin Nathalie Finke für Geduld und Kreativität und die Brückenfunktion von Flensburg-Schleswig nach Meldorf-Marne, und schließlich ein ganz besonders herzliches Dankeschön an dich, Andreas Crystall, für so vieles, was wir seit 2011 zusammen erleben, durchmachen und schließlich gestalten durften.
Ein herzlicher Dank an unsere Produktions-Partner, an den Gestalter Uwe Franzen, mit dem wir kongenial zusammenarbeiteten, Uwe, ganz einfach Hut ab vor deiner Leistung! Auch bester Dank an Matthias Grunwald, der so engagiert mit uns die Homepage gestaltet hat.
Ein besonders herzliches Dankeschön von mir geht natürlich an die Neulandhallen-Projektgruppe der Europa-Universität Flensburg, an die Mitarbeiterin, Doktoranden und Studierenden Gabriele Heinze, Sebastian Lotto-Kusche, Marie-Theres Marx, Elmar Moldenhauer, Melanie Oertel und Jan Waitzmann sowie an Ines Beeck, Robert Bohn, Martin Fröhlich, Ann-Kathrin Hoffmann und Sina Lisowski. So Vieles wurde nichts, Ideen oder Texte verschwanden völlig, es wurde hinterfragt und hinterfragt, überarbeitet und überarbeitet, aber es bleibt ein Gemeinschaftsprojekt, an dem jede und jeder irgendwie teilhat. Das war eine tolle gemeinsame Erfahrung!
Es ist viel Kraft, das spüren sie gewiss, in ein oder doch kein abseitiges Projekt gegangen. Wir hoffen, dass es das wert war und stellen uns Ihrem kritischen Urteil!

Literaturempfehlungen zur Vertiefung

 

  1. Bajohr, Frank/ Wildt, Michael (Hg.): Volksgemeinschaft. Neue Forschungen zur Gesellschaft des Nationalsozialismus, Frankfurt a. M. 2009.
  2. Bohn, Robert/ Danker, Uwe/ Lehmann, Sebastian (Hg.): Reichskommissariat Ostland. Tatort und Erinnerungsprojekt, Paderborn 2012.
  3. Danker, Uwe/ Schwabe, Astrid: Schleswig-Holstein und der Nationalsozialismus, Neumünster 2005.
  4. Danker, Uwe: Volksgemeinschaft und Lebensraum. Die Neulandhalle als historischer Lernort, Neumünster 2014.
  5. Danker, Uwe/Schwabe, Astrid (Hg.): Die NS-Volksgemeinschaft. Zeitgenössische Verheißung, analytisches Konzept und ein Schlüssel zum historischen Lernen?, Göttingen 2017.
  6. Gietzelt, Martin/ Pfeil, Ulrich: Dithmarschen im Dritten Reich 1933-1945, in: Verein Dithmarscher Landeskunde (Hg.): Geschichte Dithmarschens, Heide 2000, S. 327-360.
  7. Jahn, Peter/ Wieler, Florian/ Ziemer, Daniel (Hg.): Der deutsche Krieg um »Lebensraum im Osten« 1939-1945. Ereignisse und Erinnerung, Berlin 2017.
  8. Trende, Frank: Neuland! war das Zauberwort. Neue Deiche in Hitlers Namen, Heide 2011.

 

Literaturnachweise der Ausstellung „Historischer Lernort Neulandhalle“

 

I. Nationalsozialismus (in Schleswig-Holstein)

Alsen, Raimo/ Königseder, Angelika (Hg.): Das KZ im Dorf. Geschichte und Nachgeschichte des Außenlagers Ladelund, Berlin 2017.

Bästlein, Klaus: Die Judenpogrome am 9./10. November 1938 in Schleswig-Holstein, in: Grenzfriedensbund (Hg.): Jüdisches Leben und die Novemberpogrome 1939 in Schleswig-Holstein, Flensburg 1988, S. 9-53.

Biel, Jens-Peter: Arbeit am Menschen. Arbeit am Boden. Arbeitsdienst in Schleswig-Holstein. Von der freiwilligen Jugendarbeitslagerbewegung zum Reichsarbeitsdienst 1920 bis 1945, Flensburg 2003.

Bohn, Robert/ Danker, Uwe (Hg.): »Standgericht an der inneren Front«. Das Sondergericht Altona/ Kiel 1932-1945, Hamburg 1998.

Danker, Uwe: Die Zerstörung der Weimarer Demokratie in Schleswig-Holstein, in: Wewer, Göttrik (Hg.): Demokratie in Schleswig-Holstein, Opladen 1998, S. 213-228.

Danker, Uwe: Der schleswig-holsteinische NSDAP-Gauleiter Hinrich Lohse: Überlegungen zu seiner Biografie, in: Pohl, Karl H./ Ruck, Michael: Regionen im Nationalsozialismus, Bielefeld 2003, S. 91-120.

Danker, Uwe/ Schwabe, Astrid: Schleswig-Holstein und der Nationalsozialismus, Neumünster 2005.

Dettmer, Frauke: »Sonderfahrt« nach Polen. Fotografien der Polenaktion in Rendsburg, in: Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein 29 (2018), S. 99-144.

Garbe, Detlef: Die nordfriesischen Außenkommandos des KZ Neuengamme. Geschichte und Gedenken, in: Grenzfriedenshefte 55 (2008) H. 3, S. 257-268.

Garbe, Detlef: Neuengamme im System der Konzentrationslager. Studien zur Ereignis- und Rezeptionsgeschichte, Berlin 2015.

Goldberg, Bettina: Abseits der Metropolen. Die jüdische Minderheit in Schleswig-Holstein, Neumünster 2011.

Heberle, Rudolf: Landbevölkerung und Nationalsozialismus. Soziologische Untersuchung der politischen Willensbildung in Schleswig-Holstein 1918-1932, Stuttgart 1963.

Hoffmann, Erich/ Wulf, Peter (Hg.): „Wir bauen das Reich.“ Aufstieg und erste Herrschaftsjahre des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein, Neumünster 1983.

Lehmann, Sebastian: Kreisleiter der NSDAP in Schleswig-Holstein. Lebensläufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite, Bielefeld 2007.

Leppien, Jörn-Peter: „Das waren keine Menschen mehr…“, in: Grenzfriedenshefte 3 (1983), S. 143-185.

Leppien, Jörn-Peter: KZ Ladelund 1944. Dauerausstellung in der KZ-Gedenkstätte, Ladelund 1990.

Manitz, Bärbel/ Greifeld, Thomas A. (Hg.): KuNSt ohne Museum – Beiträge zur Kunst in Schleswig-Holstein 1933-1945, Heide 1993.

Ogan, Bernd/ Weiß, Wolfgang W. (Hg.): Faszination und Gewalt. Zur politischen Ästhetik des Nationalsozialismus, Nürnberg 1992.

Rietzler, Rudolf: „Kampf in der Nordmark“. Das Aufkommen des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (1919-1928), Neumünster 1982.

Schulte, Rolf: Von trotzigen Germanen, grimmigen Ostlandreitern und der Familie Kallikak. Geschichtsunterricht in Schleswig-Holstein im Nationalsozialismus, in: Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein 5 (1990), S. 211-232.

Wrochem, Oliver von (Hg.): Das KZ Neuengamme und seine Außenlager. Geschichte, Nachgeschichte, Erinnerung, Bildung, Berlin 2010.

 

II. Regionalgeschichte Dithmarschens und des Kooges

Amenda, Lars: »Volk ohne Raum schafft Raum«. Rassenpolitik und Propaganda im nationalsozialistischen Landgewinnungsprojekt an der schleswig-holsteinischen Westküste, in: ISHZ 45 (2005), S. 4-31.

Andresen, Friedrich H.: Küstenschutz und Naturschutz im Wattenmeer, o.O. 1988.

Andresen, Hans-Günther: Heimatloser Regionalismus? Zur nordelbischen Architektur in der NS-Zeit – zwischen »hiesigem«Charakter und offiziellem Bauwillen, in: Manitz, Bärbel/ Greifeld, Thomas A. (Hg.): KuNSt ohne Museum – Beiträge zur Kunst in Schleswig-Holstein 1933-1945, Heide 1993, S. 151-254.

Biel, Jens-Peter: Der freiwillige Arbeitsdienst (FAD) der Weimarer Republik in Dithmarschen 1931 bis 1933. Jugend im Spannungsfeld von Politik und Pädagogik, in: Schleswig-Holstein: Kultur, Geschichte, Natur (2005) H. 1/2, S. 35-36.

Biel, Jens-Peter: Das Bauprojekt Adolf-Hitler-Koog und das Betätigungsfeld des NS-Arbeitsdienstes 1933 bis 1936, 2 Teile, in: Zeitschrift Dithmarschen 3 (2006), S. 81-92/ 2. (2007) S. 46-49.

Danker, Uwe: »Deutscher Lebensraum und Landgewinnung…«. Das 20. Jahrhundert als Höhepunkt und Ende der Eindeichungen an der Westküste, in: Danker, Uwe: Die Jahrhundert-Story, Bd. 3, Flensburg 1999, S. 88-107.

Danker, Uwe: Volksgemeinschaft und Lebensraum. Die Neulandhalle als historischer Lernort, Neumünster 2014.

Dithmarscher Landesmuseum (Hg.): Ganz Deutschland ist ein Koog. Dithmarschen und der Nationalsozialismus, Meldorf 2008.

Gietzelt, Martin/ Pfeil, Ulrich: Dithmarschen im Dritten Reich 1933-1945, in: Verein Dithmarscher Landeskunde (Hg.): Geschichte Dithmarschens, Heide 2000, S. 327-360.

Groth, Klaus: Der Aufbau des Adolf-Hitler-Kooges. Ein Beispiel nationalsozialistischen ländlichen Siedlungsbaus, in: Hoffmann, Erich/ Wulf, Peter (Hg.): »Wir bauen das Reich.«Aufstieg und erste Herrschaftsjahre des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein, Neumünster 1983, S. 309-331.

Hansen, Nils: Der Adolf-Hitler-Koog. Landgewinnung im Dienste der Propaganda, in: Fleischhauer, Carsten/ Turkowski, Guntram (Hg.): Schleswig-Holsteinische Erinnerungsorte, Heide 2006, S.78-83.

Hendinger, Helmtraut: Küstenlandgewinnung, Gefährdung und Sicherung, in: Grube, Frank/ Richter, Gerhard (Hg.): Die deutsche Küste, Frankfurt am Main 1993, S. 50-89.

Jakubowksi-Tiessen, Manfred: „Trutz, Blanker Hans“. Der Kampf gegen die Nordsee, in: Lundt, Bea (Hg.): Nordlichter. Geschichtsbewußtsein und Geschichtsmythen nördlich der Elbe, Köln u.a. 2004, S. 67-84.

Karstens, Uwe: Der Fall »Grantz«. Innere Kämpfe in der dithmarschischen NSDAP 1929/30, in: ZSHG 112 (1987), S. 215-233.

Kramer, Johann/ Rohde, Hans: Historischer Küstenschutz, Stuttgart 1992.

Landesamt für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Hg.): Chronik des Nationalparks 1985-2000, Tönning 2000.

Landesamt für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Hg.): 20 Jahre Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, Tönning 2005.

Prügel, Heinrich: Landgewinnung und Köge in Schleswig-Holstein I. Landgewinnung aus dem Wattenmeer, Hamburg 1964.

Prügel, Heinrich: Landgewinnung und Köge in Schleswig-Holstein III. Marsch im Schutz der Deiche, Hamburg 1966.

Schübeler, Horst: Landwirtschaft in Schleswig-Holstein, Jarplund-Weding 1999.

Schwede, Thomas Claus: Der Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog, Berlin 1959.

Smit, Jan Gerrit: Neubildung deutschen Bauerntums. Innere Kolonisation im Dritten Reich. Fallstudien aus Schleswig-Holstein, Kassel 1983.

Stadelmann, Robert: Meer-Deiche-Land. Küstenschutz und Landgewinnung an der deutschen Nordseeküste, Neumünster 1981.

Stein, Dietrich: Lynchmord in der Südermarsch. Der Tod Adolf Bauers 1932 in Rösthusen bei Marne, in: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte (Kiel) Nr. 57/58. 2016/2017, S. 6- 91.

Stock, Martin/ Zucchi, Herbert/ Bergmann, Hans-Heiner: Watt. Lebensraum zwischen Land und Meer, Heide 1995.

Stock, Martin/ Wilhelmsen, Ute: Weltnaturerbe Wattenmeer, Neumünster 2009.

Thomsen, Johann Wilhelm: Landleben in der Weimarer Republik, Heide 1989.

Trende, Frank: Neuland! war das Zauberwort. Neue Deiche in Hitlers Namen, Heide 2011.

Weigand, Karl: Küstenschutz, Landgewinnung und Landerhaltung an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste, in: Deutschland – Porträt einer Nation. Schleswig-Holstein Hamburg Niedersachsen Bremen, Bd. 6, Gütersloh 1986, S. 69-79.


III. Forschungen zur „NS-Volkgemeinschaft“

Bajohr, Frank/ Wildt, Michael (Hg.): Volksgemeinschaft. Neue Forschungen zur Gesellschaft des Nationalsozialismus, Frankfurt a. M. 2009.

Brunner, Markus (Hg.): Volksgemeinschaft, Täterschaft und Antisemitismus. Beiträge zur psychoanalytischen Sozialpsychologie des Nationalsozialismus und seiner Nachwirkungen, Gießen 2011.

Dahm, Volker/ Feiber, Albert A./ Mehringer, Hartmut/ Möller, Horst (Hg.): Die tödliche Utopie. Bilder, Texte, Dokumente, Daten zum Dritten Reich, Berlin 2010.

Danker, Uwe/Schwabe, Astrid (Hg.): Die NS-Volksgemeinschaft. Zeitgenössische Verheißung, analytisches Konzept und ein Schlüssel zum historischen Lernen?, Göttingen 2017.

Dokumentationszentrum Prora, Stiftung Neue Kultur (Hg.): Das „Paradies“ der „Volksgemeinschaft“. Das KDF-Seebad in Prora und die deutsche „Volksgemeinschaft“, Berlin 2008.

Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände (Hg.): Faszination und Gewalt. Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg, Nürnberg 2008.

Erpel, Simone (Hg.): Hitler und die Deutschen. Volksgemeinschaft und Verbrechen, Bonn 2010.

Gelderblom, Bernhard: Die Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg 1933-1937, Hameln 1998.

Hermand, Jost: Der alte Traum vom neuen Reich. Völkische Utopien und Nationalsozialismus, Weinheim 1995.

Leicht, Johannes: Biopolitik, Germanisierung und Kolonisation. Alldeutsche Ordnungsutopien einer ethnisch homogenen „Volksgemeinschaft“, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 19 (2010), S. 151-177.

Luhmann, Niklas: Inklusion und Exklusion, in: Luhmann, Niklas: Soziologische Aufklärung 6. Die Soziologie und der Mensch, 3. Aufl., Wiesbaden 2008, S. 226-251.

Peukert, Detlev: Volksgenossen und Gemeinschaftsfremde. Anpassung, Ausmerze und Aufbegehren unter dem Nationalsozialismus, Köln 1982.

Reichel, Peter: Der schöne Schein des Dritten Reiches. Faszination und Gewalt des Faschismus, München 1991.

Schmiechen-Ackermann, Detlef (Hg.): »Volksgemeinschaft«. Mythos, wirkungsmächtige soziale Verheißung oder soziale Realität im »Dritten Reich«?, Paderborn 2012.

Sösemann, Bernd (Hg.): Der Nationalsozialismus und die deutsche Gesellschaft. Einführung und Überblick, Darmstadt 2002.

Thamer, Hans-Ulrich: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933-1945, Berlin 1986.

Thamer, Hans-Ulrich/ Erpel, Simone (Hg.): Hitler und die Deutschen. Volksgemeinschaft und Verbrechen, Dresden 2010.

Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 4, Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914-1949, München 2003.

 

IV. Studien zur „NS-Lebensraumgewinnung“ und zum „NS-Lebensraumkrieg“

Bästlein, Klaus: Völkermord und koloniale Träumerei. Das »Reichskommissariat Ostland«unter schleswig-holsteinischer Verwaltung, in: Gottwaldt, Alfred/ Kampe, Norbert/ Klein, Peter (Hg.): NS-Gewaltherrschaft. Beiträge zur historischen Forschung und juristischen Aufarbeitung, Berlin 2005, S. 217-246.

Benz, Wolfgang/ Kwiet, Konrad/ Matthäus, Jürgen (Hg.): Einsatz im »Reichskommissariat Ostland«. Dokumente zum Völkermord im Baltikum und in Weißrussland 1941-1944, Berlin 1998.

Corni, Gustavo; Gies, Horst: Blut und Boden. Rassenideologie und Agrarpolitik im Staat Hitlers, Idstein 1994.

Danker, Uwe: Die »Zivilverwaltung«des Reichskommissariats Ostland und der Holocaust: Wahrnehmung, Rolle und „Verarbeitung“, in: Gaunt, David/ Levine, Paul A./ Palosuo, Laura (eds): Collaboration and Resistance During the Holocaust. Belarus, Estonia, Latvia, Lithuania, Bern 2004, S. 45-76.

Graml, Hermann: Rassismus und Lebensraum. Völkermord im Zweiten Weltkrieg, in: Bracher, Karl-Dietrich/ Funke, Manfred/ Jacobsen, Hans-Adolf (Hg.): Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft, Bonn 1993, S. 440-451.

Heim, Susanne: Autarkie und Ostexpansion. Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus, Göttingen 2002.

Heinemann, Isabel: »Rasse, Siedlung, deutsches Blut«. Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas, Göttingen 2003.

Jansen, Christian/Weckbecker, Arno: Der »Volksdeutsche Selbstschutz« in Polen 1939/40, München 1992.

Jahn, Peter/ Wieler, Florian/ Ziemer, Daniel (Hg.): Der deutsche Krieg um »Lebensraum im Osten« 1939-1945. Ereignisse und Erinnerung, Berlin 2017.

Jureit, Ulrike: Das Ordnen von Räumen. Territorium und Lebensraum im 19. Und 20. Jahrhundert, Hamburg 2012.

Kossel, Elmar: Hermann Henselmann und die Moderne. Eine Studie zur Modernerezeption in der Architektur der DDR, Königstein im Taunus 2013.

Bohn, Robert/ Danker, Uwe/ Lehmann, Sebastian (Hg.): Reichskommissariat Ostland. Tatort und Erinnerungsprojekt, Paderborn 2012.

Mai, Uwe: „Rasse und Raum“. Agrarpolitik, Sozial- und Raumplanung im NS-Staat, Paderborn 2002.

Mosse, George L.: Ein Volk. Ein Reich. Ein Führer. Die völkischen Ursprünge des Nationalsozialismus, Königstein 1979.

Pinwinkler, Alexander: Historische Bevölkerungsforschungen. Deutschland und Österreich im 20. Jahrhundert, Göttingen 2014.

Süß, Dietmar/ Süß, Winfried: „Volksgemeinschaft“ und Vernichtungskrieg. Gesellschaft im nationalsozialistischen Deutschland, in: Süß, Dietmar/ Süß, Winfried (Hg.): Das dritte Reich. Eine Einführung, München 2008.

 

V. NS-Nachgeschichte (in Schleswig-Holstein)

Danker, Uwe: NS-Opfer und Täter – Versorgung mit zweierlei Maß. Lina Heydrich und Dr. Norbert L. mit Rentenangelegenheiten vor Gericht, in: Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein 10 (1996), S. 277-306.

Danker, Uwe: Der gescheiterte Versuch, die Legende der »sauberen«Zivilverwaltung zu entzaubern. Staatsanwaltliche Komplexermittlungen zum Holocaust im »Reichskommissariat Ostland«bis 1971, in: Bohn, Robert (Hg.): Die deutsche Herrschaft in den »germanischen«Ländern 1940-1945, Stuttgart 1997, S. 159-185.

Danker, Uwe: Die drei Leben des Hinrich Lohse, in: Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein 11 (1998), S. 105-114.

Danker, Uwe: Vergangenheits»bewältigung« im frühen Schleswig-Holstein, in: Landeszentrale für politische Bildung (Hg.): Die Anfangsjahre des Landes Schleswig-Holstein, Kiel 1998, S. 26-43.

Danker, Uwe: »Die Täter bildeten ein Kartell des Schweigens.« Die unglaubliche Affäre Heyde/Sawade 1959, in: Danker, Uwe: Die Jahrhundert-Story, Bd. 3, Flensburg 1999, S. 168-187.

Frei, Norbert: 1945 und wir. Das Dritte Reich im Bewußtsein der Deutschen, München 2005.

Godau-Schüttke, Klaus-Detlev: Die Heyde/ Sawade-Affäre. Wie Juristen und Mediziner den NS-Euthanasieprofessor Heyde nach 1945 deckten und straflos blieben, Baden-Baden 1998.

Jürgensen, Kurt: Die Gründung des Landes Schleswig-Holstein nach dem Zweiten Weltkrieg. Aufbau der demokratischen Ordnung während der britischen Besatzungszeit 1945-1949, Neumünster 1998.

Kasten, Bernd: »Das Ansehen des Landes Schleswig-Holstein«. Die Regierung von Hassel im Umgang mit Problemen der nationalsozialistischen Vergangenheit, in: ZSHG 118 (1993), S. 267-284.

Marti, Philipp: Der Fall Reinefarth. Eine biografische Studie zum öffentlichen und juristischen Umgang mit der NS-Vergangenheit, Neumünster 2014.

Scharffenberg, Heiko: Sieg der Sparsamkeit. Die Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts in Schleswig-Holstein, Bielefeld 2004.

 

VI. Zeitgenössische Quellen

Brodersen, Richard: Planung und bauliche Gestaltung bei der Besiedlung des Adolf-Hitler-Kooges, in: Zentralblatt der Bauverwaltung 55 (1935) H. 39, S. 772-776.

Brodersen, Richard: Die Neulandhalle im Adolf-Hitler-Koog, in: Zentralblatt der Bauverwaltung 56 (1936), S. 1432-1433.

Brodersen, Richard: Grundsätzliches über Baugestaltung und Baukultur in Schleswig-Holstein, in: Schleswig-Holsteinisches Jahrbuch 1942/43, S. 78.

Christiansen, Ingeborg: Der Adolf-Hitler-Koog, um 1938.

Freie Arbeitsgemeinschaft der Deichverbände an der schleswig-holsteinischen Westküste (Hg.): Die Landgewinnung und ihre wirtschaftl. Bedeutung für Küstenschutz Siedlung u. Arbeitsbeschaffung an der schleswig-holsteinischen Westküste. Denkschrift der freien Arbeitsgemeinschaft der Deichverbände an der schleswig-holsteinischen Westküste, Husum 1931.

Frenssen, Gustav: Jörn Uhl, Berlin 1913.

Frotscher, E. [Emil]: Ostland kehrt nach Europa zurück. Notizen von einer Reise des Reichskommissars Hinrich Lohse durch Litauen und Weissruthenien, Riga 1941

Gross, Th./Günther, G.: Heimgekehrtes Bauerntum, in: Deutsche Agrarpolitik 1 (1942/43) Heft 4, S. 118-122.

Hinrichs, Wilhelm: Nordsee-Deiche, Küstenschutz und Landgewinnung, Husum 1931.

Hitler, Adolf: Mein Kampf. Eine kritische Edition, hg. v. Christian Hartmann u.a. für das Institut für Zeitgeschichte München – Berlin, München 2016.

Jensen, Herbert: Der Adolf Hitler-Koog, in: Nordelbingen. Beiträge zur Heimatforschung in Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck 13 (1937), S. 1-25.

Lendvai-Dircksen, Erna: Das deutsche Volksgesicht. Schleswig-Holstein, Bayreuth 1940.

Lorenzen, Johann: Der Adolf Hitler-Koog, in: Zentralblatt der Bauernverwaltung vereinigt mit der Zeitschrift für Bauernwesen, 55 (1935), Heft 39, Berlin 1935. S. 761-772.

Martens, Johannes: Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Landgewinnungs-Arbeiten in Schleswig-Holstein, Dresden 1935.

Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein (Hg.): Denkschrift zur Einweihung des Adolf Hitler-Kooges im Kreise Süder-Dithmarschen in der Provinz Schleswig-Holstein, Kiel 1935.

Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein (Hg.): Eine Fahrt zu den Landgewinnungsarbeiten an der schleswig-holsteinischen Westküste, Kiel 1936.

Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein (Hg.): Neuland am Meer, Kiel 1936.

Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein (Hg.): »Trutz blanke Hans«, Kiel 1937.

Prinz, Ernst: Die Hausbauten im Adolf-Hitler-Koog, in: Beilage zur Marner Zeitung, 18. Oktober 1935 und in: Kieler Neueste Nachrichten (2. Blatt), 4. September 1935.

Rasmussen, Christian: Landgewinnung für die bäuerliche Siedlung in Schleswig-Holstein, Stuttgart 1938.

Reichsorganisationsleiter der NSDAP (Hg.), Der Schulungsbrief 5 (1938) 10 Folge.

Reichsorganisationsleiter der NSDAP (Hg.), Der Schulungsbrief 5 (1938) 11 Folge.

Rosenberg, Alfred: Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, Berlin 1935.

SS-Abschnitt 20 (Hg.): Schleswig-Holstein und seine SS, Kiel 1936.

Stock, Wilhelm: Chronik der Gemeinde Friedrichskoog. Meerland am Gestade der Nordsee, Friedrichskoog 1979.

Stock, Wilhelm: Heimatbuch Dieksanderkoog 1935-1960, Friedrichskoog 1979.

Stolze, Reinhold: Die Neulandhalle im Adolf Hitler-Koog, in: Nordelbingen. Beiträge zur Heimatforschung in Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck 12 (1936), S. 1-34.

Der Volks-Brockhaus. Deutsches Sach- und Sprachwörterbuch für Schule und Haus. A-Z, 8. Auflage, Leipzig 1939.

Volquardsen, J. Volkert: Die Besiedlung des Dieksanderkooges, Kreis Süderdithmarschen, Schleswig-Holstein. 1935-1960, Berlin/ Bonn 1960.

Wüst, Georg (Hg.): Werdendes Land am Meer. Landerhaltung und Landgewinnung an der Nordseeküste, Berlin 1937.

 

VII. Ausstellungsgestaltung und Vermittlungsarbeit

Adler, Barbara/den Brok, Barbara: Die perfekte Ausstellung. Ein Praxisleitfaden zum Projektmanagement von Ausstellungen, Bielefeld 2012.

Danker, Uwe: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Gesammelte Unterrichtsbeispiele 1997 bis 2005, Kiel 2005.

Danker, Uwe/ Schwabe, Astrid: Filme erzählen Geschichte. Schleswig-Holstein im 20. Jahrhundert, Neumünster 2010.

Danker, Uwe/ Ruge, Claudia: Die Neulandhalle. Machbarkeitsstudie zur Neunutzung als Historischer Lernort Neulandhalle 2012, Malente 2012.

Dawid, Evelyn/Schlesinger, Robert (Hg.): Texte in Museen und Ausstellungen. Ein Praxisleitfaden, 2. Aufl., Bielefeld 2012.

Hartung, Olaf (Hg.): Museum und Geschichtskultur. Ästhetik – Politik – Wissenschaft (Tagung im November 2004 in Kiel und Schleswig), Bielefeld 2006.

Mayer, Ulrich: Historische Orte als Lernorte, in: Mayer, Ulrich/ Pandel, Hans-Jürgen/ Schneider, Gerhard (Hg.): Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Ts. 2004, S. 389-407.

Pohl, Karl Heinrich: Wann ist ein Museum »historisch korrekt«? »Offenes Geschichtsbild«, Kontroversität, Multiperspektivität und »Überwältigungsverbot«als Grundprinzipien musealer Geschichtspräsentation, in: Hartung, Olaf (Hg.): Museum und Geschichtskultur. Ästhetik – Politik – Wissenschaft, Bielefeld 2006, S. 272-286.

Sauer, Michael: Historisches Lernen in Ausstellungen. Kompetenzen im Umgang mit Geschichte als Ziel und Voraussetzung, in: Popp, Susanne/ Schönemann, Bernd (Hg.): Historische Kompetenzen und Museen, Idstein 2009, S. 81-93.

Schneider, Wolf: Deutsch für Profis. Wege zum gutem Stil, München 2001.

Treinen, Heiner: Was sucht der Besucher im Museum. Museumsmediale Aspekte des Museumswesens, in: Fliedl, Gottfried (Hg.): Museum als soziales Gedächtnis? Kritische Beiträge zu Museumswissenschaft und Museumspädagogik, Klagenfurt 1988, S. 24-41.