Gemeinschaft
„In der Halle werden sich an den Feiertagen der Nation, am Tag der Nationalen Arbeit, zum Erntedankfest und zur Feier des Tages, an dem der Führer dem Land die Weihe gab, die Siedler zusammenfinden.“
So beschaulich drückt Architekt Richard Brodersen 1936 den Zweck der Neulandhalle aus. Das raumgreifende, an einen Eiderstedter Haubarg erinnernde, Dach mag auch Geborgenheit und Zusammenrücken andeuten.
Herrschaft
Insgesamt weist der äußere Eindruck der Halle aber in eine andere Richtung: Auf der einzigen Erhebung des Kooges errichtet, überragt sie alle Bauten.
Auch Umrisse, Turm und Fenster bekunden Macht und Geltung. Der Kunsthistoriker Hans-Günther Andresen erkennt im Wechselspiel von Halle und Koog das „NS-Prinzip von Herrschaft und Gefolgschaft“.
Gewalt
Bei der Anfahrt beeindruckt vor allem die Nordseite: Unter Hakenkreuz und den breiten Schwingen des Reichsadlers stehen zwei mächtige, bewaffnete „Wächter“: Bauer mit Spaten und Soldat mit Gewehr. Architekt Brodersen weiß um die Wirkungen: Architektur, Standort,
Inneneinrichtung – alles ist genau durchdacht!
Hakenkreuz und Reichsadler: Das Hoheitszeichen
Schon von Weitem wird klar, unter wessen Herrschaft die Halle steht: Zentral an der nördlichen Turmwand erhebt sich das Hoheitszeichen des NS-Staates. Ein eineinhalb Meter hoher Adler breitet seine Flügel in einer Spannweite von drei Metern aus.
Halt findet er mit seinen Krallen auf einem gewaltigen, von einem Eichenkranz umfassten Hakenkreuz.
Das Hoheitszeichen hat der Flensburger Bildhauer Hermann Sörensen entworfen. Es besteht aus massivem Kupfer. Der Flensburger Schlossermeister Johannes Gries verantwortet die kunsthandwerkliche Umsetzung. Er schmiedet die schweren Teile, andere treibt er aus Kupferblech und setzt das Objekt zusammen. 1945 wird diese NS-Symbolik entfernt.
Auf den Podesten stehend und in Untersicht fotografiert: Soldat und Bauer/Arbeitsmann wirken gewaltig. Sie vermitteln Wehrhaftigkeit und Kampfbereitschaft.
Wehrhaft und kampfbereit: Die Wächter der Neulandhalle
Zwei gewaltige, vier Meter hohe, zudem auf Sockeln stehende „Wächter“ an der Nordseite der Neulandhalle empfangen Besucher und Besucherinnen in eindeutiger Pose: Militärisch aufgestellt, mit Spaten und Gewehr bewaffnet, signalisieren sie zugleich Schutz für das Gebäude und Kampfeswillen nach außen.
Der Bildhauer Ludolf Albrecht aus Schenefeld/Altona hat die Figuren in je vier Teilen aus Ton modelliert und in der Wandsbeker Fachwerkstatt Meimerstorf in Klinkerkeramik gebrannt.
Ausgerüstet mit Stahlhelm, Seitengewehr und Patronengürtel wirkt der Soldat kampfbereit und entschlossen. Die zweite Figur wird zeitgenössisch durchweg als Bauer vorgestellt: Der Siedler schaut wachend über den Deich. Man kann die Figur auch als Arbeitsdienstmann interpretieren, wie Frank Trende, der Spaten und Kleidung entsprechend deutet.
Als „Sinnbild neuentstandenen Kampfeswillens“ soll die Halle gelten. So ruft es Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht bei der Einweihung aus. Doch gegen welchen Feind soll hier ins Feld gezogen werden? Der Spaten mag es mit dem „Blanken Hans“ aufnehmen können. Das Gewehr ist gegen die Nordsee sinnlos. Es wartet auf andere Aufgaben.
1948 werden die Wächter abgebaut und dabei wohl zerstört.