Bekanntheit
Der Adolf-Hitler-Koog wird zum Vorzeigeobjekt: Der Reichsrundfunk macht Sondersendungen, nationale und internationale Journalistengruppen besichtigen den Koog. Die Olympischen Sommerspiele 1936 eignen sich als Anlass besonders gut.
Besucher und Besucherinnen versenden Postkarten, gern mit dem Sonderstempel des Kooges. Auch das steigert den Bekanntheitsgrad. Es beginnt ein regelrechter Propaganda-Tourismus. Manchmal befahren an einem Tag 20 und mehr Autobusse sowie 200 bis 300 Privatwagen die kaum befestigten Straßen des Kooges. Sie müssen bald ausgebessert werden.
…und ständige Beobachtung
Oft weit anreisende Gäste suchen eine ländliche Idylle sowie eine rassisch gleichförmige, nationalsozialistische Mustergemeinschaft. Sie wollen das Neuland und seine Menschen besichtigen. Die geförderten und gefeierten Siedler zahlen ihren Preis: ein öffentliches Leben unter ständiger Kontrolle von außen.
Ein Sohn namens Fritz schreibt aus dem Adolf-Hitler-Koog an seine in Kochel, Oberbayern weilende Mutter Helene B. Es ist die Rückseite der dreigeteilten Karte mit Erntebildern. Deutlich zu sehen ist der Sonderstempel des Kooges mit der Neulandhalle im Mittelpunkt.
Der Text lautet:
„25.7.38 abends
Liebe Mutter!
Mit bestem Dank für D. liebe Karte u. die neuerdings ausgesprochenen guten Wünsche sende ich hier eine Ansicht aus dem z. Z. in schönstem Saatenstand stehenden Ad. H.-Koog, den wir von Tag zu Tag mehr erleben dürfen. Alle sind begeistert von den vielen gewonnenen neuen Eindrücken. Indem ich auch Dir für den weiteren Aufenthalt in K. recht gute Erholung wünsche bin ich mit herzl. Grüßen Dein tr. Sohn Fritz“
Begeisterung und Überdruss
„Eine Fahrt durch den Adolf-Hitler-Koog“ – Gastautorin Helene Höhnk beschreibt am 29. November 1935 in der „Marner Zeitung“ ihre Eindrücke:
„Vor ca. zwei Jahren hatte ich den Anfang der Bedeichung gesehen und war nun überrascht, in so verhältnismäßig kurzer Zeit diese, ich möchte sagen, sauberen und gepflegten menschlichen Wohnstätten des neuen Kooges wahrzunehmen. Bei oberflächlicher Übersicht,
wie man sie beim Durchfahren gewinnt, merkt man nichts mehr von neugewonnenem jungfräulichen Boden. Man meint altes Kulturland vor sich zu haben. …
Und die in gleicher Bauart gehaltenen Häuser, die den sozialen Charakter unserer Zeit tragen, passen gut in die Landschaft und machten mir auch nicht den oft geschmähten Eindruck der Einförmigkeit.”
Am 20. Juni 1939 vertraut Kreisbauernführer Hans Beeck seinem Tagebuch an:
„Am letzten Sonnabend weilten 25 Nordschleswiger aus der Patenstadt des Kreises Süderdithmarschen Lügumkloster in Meldorf zu Besuch. Wir fuhren mit ihnen nach dem Adolf-Hitler-Koog, wo ich in der Neulandhalle einen Vortrag über Dithmarschen und
die Besiedlung des Kooges hielt.
…
Ich mag mich einfach selbst nicht mehr hören in Fragen des Adolf-Hitler-Kooges.“
Zitat: LASH Abt. 399.4, Nr. 7, S.44
„Neuland im Norden“
Broschüre
Dieses im Glanzdruck erstellte Blatt ist ein Ausriss aus einer unbekannten Broschüre vom Frühjahr 1935. Wohl für eine Zielgruppe außerhalb Schleswig-Holsteins verfasst, soll „Neuland im Norden“ für die nach Adolf Hitler und Hermann Göring benannten Musterköge in Dithmarschen und auf Eiderstedt werben.
Bildnachweis: LASH Abt. 399.19, Nr. 560