Durchgestaltet

Tradition

Siedlungsstruktur und Gebäude plant der Kieler Architekt Ernst Prinz. Er gehört zur von den Nationalsozialisten nicht geschätzten „Heimatschutzarchitektur“ – aber hier ist er der richtige Mann. Angelehnt an das ostfriesische Langhaus und das Dithmarscher Bauernhaus entwickelt er einen einheitlichen Stil der Bauten.

Eile

Um den Koog bald einzuweihen, wird die geplante Reetbedeckung der Häuser durch Dachpfannen ersetzt.

1935 verarbeiten 600 Handwerker und Arbeiter 2.500.000 Ziegelsteine, 700.000 Dachpfannen und 5.000 Kubikmeter Holz.

und Ungleichheit

Nichts im Musterkoog ist Zufall, die eingehende Pla- nung sieht eine traditionelle Dorfgemeinschaft vor. Häuser und Ländereien sind unterschiedlich groß: 16 Neubauernstellen mit 10-15 ha Land gibt es, 25 Höfe mit 15-20 ha, elf Höfe mit 20-25 ha und drei Siedlerstellen sogar mit 25-30 ha, dazu sechs Handwerkerhäuser mit 1-3 ha Land und 16 Landarbeiterhäuser mit 1-3 ha.

Soziale Ungleichheit ist das Ziel – die Volksgemeinschaft soll anders entstehen.

Grundrisse von Bauernstellen im Adolf-Hitler-Koog: Links der Typ „Großer Erbhof“ für 20 bis 24 Hektar Land, rechts die Bauzeichnungen für deutlich gedrängter ausfallende Erbhöfe mit 10 bis 14 Hektar. Die Neubauernstellen im Koog fallen deutlich verschieden aus. Bis hin zur Anzahl der Stuben ist die Ungleichheit geplant. Erkennbar an beiden Entwürfen ist die bewusst gewählte und traditionelle Einheit von Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem Dach.

Der Übersichtsplan des Adolf-Hitler-Kooges zeigt die Streulage mit unterschiedlich großen Siedlerstellen.

Neubauernstellen im AHK

Bauausführungen im Adolf-Hitler-Koog:
Im Foto deutlich erkennbar ist der Typ „Großer Erbhof“ für 20 bis 24 Hektar. An der Vorderfront befindet sich der Wohntrakt, an der Seite der Stall.
Kern des Gebäudes ist die „Tenne“, die Wagen und Heu aufnimmt und auch die Werkstatt beherbergt.
Diese Bauweise mit dem großen, alles überwölbenden Dach ist teuer. Statt der üblichen 8.500 RM für ein Haus dieser Größenordnung liegen die Kosten bei stattlichen 16.000 RM. Vergeblich versuchen die Siedler, mit dem Architekten zu diskutieren.
Sein Anspruch, im Musterkoog regionale und traditionelle Bauweisen zu verwenden, setzt sich durch. Denn: Der Adolf-Hitler-Koog soll sich ausdrücklich von modernen Bauweisen abgrenzen.

Als Gegenstück gilt der nordfriesische Sönke-Nissen-Koog bei Bredstedt:

„Mit Blech und Pappe entstanden Bauten, die mehr einer Fabrik glichen, als einem Bauernhaus. Sie stören heute das Landschaftsbild, nehmen dem Bauern das Gefühl des Selbstbewußtseins seiner bäuerlichen Eigenart und fördern somit die Verstädterung des platten Landes. Nun gilt es, aus alten Formen und neuem Material wieder Bauernhäuser zu schaffen, die in die Landschaft passen und mit dem ‚Formensinn‘ des überwundenen Liberalismus brechen.“

Die Lösung: Höhere Bezuschussung und bessere Kredite für die Siedler.

Zitat: Oberpräsident Denkschrift 1935, S. 21

Die Hauptstraße des Adolf-Hitler-Kooges auf einer zeitgenössischen Postkarte. Auf der linken Seite befinden sich Landarbeiter- und Handwerkerhäuser, auf der rechten Seite zwei Erbhöfe.

Errichtung einer Neubauernstelle im Adolf-Hitler-Koog:
Um Bauzeit zu sparen, wird – anders als ursprünglich geplant – das Dach mit Pfannen und nicht mit Reet gedeckt.

Planskizze, verfasst vom Architekten Richard Brodersen:
Der Adolf-Hitler-Koog, überwiegend in Streulage angelegt, erhält durch die Verbindung von Schule, Gasthof, Handwerker- und Arbeiterhäusern sowie zwei Bauernhöfen einen kleinen Dorfkern.

Gastwirtschaft, Schule, Handwerker- und Bauernhäuser bilden den Dorfkern.

Bildnachweis: Uwe Franzen, Koogmodell Dithmarscher Landesmuseum

Das Dach trägt das Haus:
Konstruktion einer Neubauernstelle im Adolf-Hitler-Koog.