Führungen und Vorträge
Offene Führungen 2025:
Die Volkshochschulen in Dithmarschen e.V. bieten von April bis Ende Oktober 2025 sonntags um 11 Uhr offene Führungen an.
Hier erhält jeder Besucher ohne Anmeldung interessante Informationen in der Außenausstellung und im Gebäude Neulandhalle.
Vorankündigung 2025:
Ab 13.03.2025 wird es eine neue Veranstaltungsreihe zum Thema „Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und Dithmarschen“ geben.
Weitere Infos folgen
Veranstaltungsreihe „NS-Menschheitsverbrechen und Dithmarschen“ — Ein Rückblick
Neun Vorträge und drei Ausstellungen gehörten zum Programm der Veranstaltungsreihe. Zwischen 70 und 110 Zuhörerinnen und Zuhörer besuchten die Vorträge, womit die Erwartungen der Veranstalter übertroffen worden sind und sie sich für die hohe Akzeptanz dankbar zeigen. Dieser Zuspruch unterstreicht die besondere Bedeutung des Historischen Lernortes Neulandhalle für die immer noch notwendige Aufarbeitung und Erinnerung an die NS-Geschichte, auch gerade in Dithmarschen.
Die Vorträge boten ein breites Themenspektrum zu Orten, Opfern und Tätern. Alle Themen enthielten einen direkten Bezug zu Dithmarschen. Die Biographien befassten sich mit Männern sowie Frauen und vermittelten Verfolgtenschicksale aus mehreren Gruppen (Opfer der NS-Judenverfolgung, der Euthanasieverbrechen, KZ-Häftlinge, sowjetische Kriegsgefangene, Verfolgte wegen ihrer sexuellen Orientierung) und griffen insofern Themen wie Antisemitismus, Rassismus, politische Repression und Homophobie auf.
So konnte Frank Trende exemplarisch an der Neulandhalle als nationalsozialistisches Symbolgebäude u. a. verdeutlichen, wie die Nationalsozialisten an das bürgerliche Bildungsideal mit seinen Inhalten und Exponenten, wie z. B. Goethe, anknüpften und für ihre Ideologie umdeuteten, instrumentalisierten und dadurch anschlussfähig für das bürgerliche Milieu wurden.
Prof. Dr. Klaus Vellguth zeigte anhand des ehemaligen Dithmarscher Kreisarztes Leopold Vellguth wie nah Täterschaft und Opfer im Verbrechenskomplex „Euthanasie“ liegen konnten. So beteiligten sich sowohl der ehemalige Kreisarzt als auch sein Sohn Hermann Vellguth an der „Euthanasie“, während der Sohn und Bruder Wilhelm Vellguth in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet worden ist.
Weitere Vorträge von Dr. Sebastian Lehmann-Himmel, Dr. Anke Sawahn und Dr. Reimer Möller arbeiteten die Rollen von Schleswig-Holsteinern und Dithmarschern als Akteure der Besatzungs- und Vernichtungspolitik im „Reichskommissariat Ostland“, die Person der Marner „Reichsbäuerin“ Grete Wigger und des aus Wesselburen stammenden KZ-Kommandanten Max Pauly auf.
Verena Meier stellte die Forschungsergebnisse ihres Werkes „Das Lager und die Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene in Gudendorf“ vor.
Die nachfolgenden Vorträge von Ingeborg Boxhammer und Jens Binckebanck befassten sich mit Opfern und Verfolgten des Nationalsozialismus in bzw. aus Brunsbüttel. Frau Boxhammer thematisierte die lesbische Beziehung zwischen der aus Brunsbüttel stammenden Marta Halusa und der Jüdin Margot Liu. Die beiden selbstbewussten und eigenständigen Frauen überlebten die NS-Zeit dank ihres unbeugsamen Selbstbehauptungswillens.
Jens Binckebanck stellte das Schicksal der als „jüdisch“ von den Nationalsozialisten kategorisierten Brunsbütteler Familie Samter und die Ereignisse, die mit dem Halt eines „Todesmarsches“ in Brunsbüttel im April 1945 verbunden waren, vor.
Die Ausstellung „Leben und Arbeiten unter Zwang — Dithmarschen 1939-1945“, die außerhalb des Regelunterrichts von einer Freiwilligengruppe von Schülerinnen und Schülern des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in Heide im Schuljahr 2020/21 erarbeitet wurde, setzt sich mit dem Schicksal der im Zweiten Weltkrieg nach Dithmarschen verschleppten Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern sowie mit der Lebenssituation von Kriegsgefangenen intensiv auseinander.
Auch die zweite Ausstellung „NS-´Euthanasie`-Verbrechen in Dithmarschen“ entstand in Kooperation mit einer Schule, dem Brunsbütteler Gymnasium. Die damalige 11a widmete sich im Frühjahr 2022 ausgewählten regionalen „Euthanasie“-Opfern, die überwiegend im September 1944 in der Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde ermordet worden sind. Besonders für dieses nicht selbstverständliche und daher umso mehr beeindruckende Engagement sowie die professionellen Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler sind die Veranstalter dankbar. Diese beiden Ausstellungen von Kooperationsschulen der Neulandhalle unterstreicht zudem die hervorragende Zusammenarbeit des Historischen Lernortes mit seinen Kooperationsschulen.
Die dritte Ausstellung „Die Nationalsozialistischen ´Euthanasie`-Morde“ des Gedenk- und Informationsortes Tiergartenstraße 4 in Berlin diente als Ergänzung der regionalen Ausstellung zu den „Euthanasie“-Opfern und weitete die Perspektive auf die Reichsebene aus.
Hervorzuheben sind noch zwei Aspekte. Frau Boxhammer, die über das Schicksal Marta Halusas und Margot Lius referierte, nahm sich die Zeit und besuchte auch die Ausstellung zu den regionalen „Euthanasie“-Opfern, in der auch das Schicksal Beate Halusas, der Mutter Marta Halusas, als „Euthanasie“-Opfer thematisiert ist. In ihrem Buch über die beiden Frauen geht Frau Boxhammer auch auf das Schicksal der Mutter, Beate Halusa, ein, konnte damals das genauere Schicksal jedoch nicht recherchieren. Diese Lücke konnte Frau Boxhammer dank der Informationen aus der Ausstellung schließen und sandte die Informationen an den Neffen Margot Lius, der von den beiden Frauen in London mit großgezogen worden ist und mittlerweile in Valdosta in South Georgia USA lebt. In Erinnerung an Beate Halusa ließ seine Familie im Mai 2023 eine Gedenkplakette an die „Rememberance Board“ der Synagoge in Valdosta anbringen. Zudem machte Frau Boxhammer die Veranstalter darauf aufmerksam, dass das Schicksal von Marta Halusa und Margot Liu seit Juni 2023 auch mittlerweile vom Holocaust-Museum in Washington aufgegriffen worden ist.
Außerdem wurde am 16. Mai 2023 in Glückstadt am Bahnhof, wo der „Todesmarsch“ auf seinem Weg nach Brunsbüttel im April 1945 ebenfalls gestoppt hat und ein KZ-Gefangener ermordet worden ist, eine Gedenktafel auf Initiative von Schülern des Detlefsengymnasiums Glückstadt und deren Lehrer von der Stadt Glückstadt eingeweiht. Ausgehend von diesen positiven Beispielen wäre es nur zu begrüßen, wenn auch in Dithmarschen vermehrt an die Opfer der NS-Menschheitsverbrechen öffentlich gedacht werden würde und damit dieser Zielsetzung der Veranstaltungsreihe nähergekommen werden könnte.
Wegen der insgesamt positiven Bilanz und Resonanz auf die Veranstaltungsreihe sind die Verantwortlichen mittlerweile dazu übergegangen, eine Fortsetzungsveranstaltungsreihe zu planen.
Kontakt
Volkshochschulen in Dithmarschen e.V.
Süderstraße 16 / Ditmarsia
25704 Meldorf
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Fax: 04832 5040
E-Mail: mail@vhs-dithmarschen.de