Führungen und Vorträge
Offene Führungen 2025:
Die Volkshochschulen in Dithmarschen e.V. bieten von April bis Ende Oktober 2025 sonntags um 11 Uhr offene Führungen an.
Hier erhält jeder Besucher ohne Anmeldung interessante Informationen in der Außenausstellung und im Gebäude Neulandhalle.
Unsere Veranstaltungen:
19.05.25 19 Uhr
Trischen: von der Sandbank zur Vogelinsel
Dieter Kruse erzählt in seinem Vortrag die Geschichte von Trischens erster Besiedelung 1825 durch Theodor Frenzen, dem Bruder des auch damals schon bekannten Schriftstellers Gustav Frenzen, über den Nationalsozialismus und die Bemühungen 1933 ein Konzentrationslager zu errichten bis hin zur heutigen Vogelinsel. Eine spannende Geschichte mit einem nicht abzusehenden Ende.
Vortrag von Dieter Kruse, Histo-Guide. Der Eintritt ist frei.
22.05.2025 19 Uhr
Erinnern kann man nicht allein
Von der Bedeutung der Gemeinschaft und eine Wiederannäherung an einen (missbrauchten) Begriff
Vortrag von Bischöfin Nora Steen
Eine anhaltende und aktive Aufarbeitung der NS-Diktatur als Teil der deutschen Geschichte ist Aufgabe der Gemeinschaft. Erinnern, lernen und sich für das „Nie wieder!“ einsetzen, das geht nur gemeinsam.
Der Teilbegriff der Gemeinschaft ist aber im Kontext der „Volksgemeinschaft“ nicht unkritisch zu betrachten. Die „Volksgemeinschaft“ diente als zentrales Mittel in der NS-Propaganda zur Beschwörung von Einheit und Gleichheit. Die Gemeinschaft, die Masse, war systemstützend. Sie war das, was den systematischen Ausschluss bis hin zur Vernichtung derer ermöglichte, denen die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft abgesprochen wurde.
Der Vortrag will sich reflexiv mit dem Begriff „Gemeinschaft“ beschäftigen und die positive Vorstellung und Bedeutung herausarbeiten. In diesem Zuge wird Vielfalt und Pluralität nicht als Gegenentwurf dargestellt. Vielmehr geht es um das Erkennen von diversen Lebensrealitäten als Potential einer modernen, demokratischen Gesellschaft, die sich gegen ideologische Vereinheitlichung wehren kann. Eine solidarische Gemeinschaft ist inklusiv und nicht exklusiv, so wie sie die Nationalsozialisten anlegten. So will dieser Beitrag, auch unter Heranziehung theologischer Bezüge, Erinnerungsarbeit als Gemeinschaftsaufgabe in den Blick nehmen.
Um Anmeldung unter 04832 4243 oder mail@vhs-dithmarschen.de wird gebeten. Der Eintritt ist frei.
26.05.25 19 Uhr
„Dem Rad in die Speichen fallen“-Widerstandsbewegung in der NS Zeit-
Ja, es gab sie, einzelne Personen oder kleinere Gruppen, die unter schwierigsten Bedingungen und immer in der Gefahr aufzufliegen, Widerstand geleistet oder dazu aufgerufen haben.
Volkmar Schadwinkel, der sich seit über 10 Jahren vor allem mit dem Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer beschäftigt, möchte in seinem Vortrag auch diese Seite in der NS Zeit beleuchten.
Es interessiert die Frage: Wer waren diese Menschen im Widerstand? Welche Ziele verfolgten sie? Vor allem: Was kommt nach der Beseitigung des NS Regimes? Welche Staatsform, in der die Völker in Europa in Frieden zusammenleben können, wollten sie wieder aufbauen?
Diese Fragen möchte Volkmar Schadwinkel gerne mit den interessierten Besuchern beantworten auch mit dem Ziel: Was wir heute von den Widerstandskämpfern lernen können. Falls Dir noch ein 3. Termin sinnvoll erscheint, dann Montag, den 29.09 jeweils um 19:00 Uhr
Vortrag von Volkmar Schadwinkel, Histo-Guide. Der Eintritt ist frei.
28.05.25 17 Uhr
Erzählcafe – begleitet von Volkmar Schadwinkel und Angelika Hansen
Einladung zum Erzählcafé in der Neulandhalle mit dem Thema:
Kriegskinder und Kriegsenkel
Die Bilder und Berichte von Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen öffnen gut verschlossene und nicht ausgeheilte Wunden vergangener Kriegserlebnisse. Die Verletzungen und Betrübnisse sind noch vorhanden und kommen wieder hervor. Jeder hat familiäre Berührungen und über Generationen gespeicherte Erlebnisse mit der Kriegs-Vergangenheit in sich.
Was Eltern und Großeltern im Zweiten Weltkrieg erlebt und getan haben, kann noch Kinder und Enkel prägen. Denn die Traumata wurden oft nicht aufgearbeitet, sondern weitervererbt. Für die nachfolgenden Generationen kann das eine große seelische Last sein.
Umso wichtiger ist es, in einer ruhigen und geschützten Runde sprechen zu können.
Angeregt durch die eigene Familiengeschichte als Kriegsenkel möchten die Moderatoren Angelika Hansen und Volkmar Schadwinkel Menschen Raum geben, ihre Erfahrungen auszutauschen.
Es geht um eigene Biographien und Alltagsgeschichten, die in einer angenehmen Atmosphäre erzählt werden können.
Dazu wählt das Moderatorenteam die Methode des Erzählcafés.
In entspannter Atmosphäre geht es um das achtsame Zuhören, Zeit geben zum Erzählen und die Wertschätzung jedes Einzelnen. Auch um Inhalte, die emotional sehr berührend sein können.
Jede/r Erzählende und auch Zuhörende ist herzlich willkommen.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
02.06.25 19 Uhr
Vortrag Deichbau und Landgewinnung
Warum musste man deichen, und wo entstanden die ersten Deiche? Der Vortrag gibt einen Einblick in die Entwicklung des Deichbaus von den Anfängen bis in die heutige Zeit. Die Auswirkungen des Klimawandels und der Meeresspiegelanstieg auf die Deiche und das Hinterland werden ebenfalls behandelt.
Dieter Kruse, Histo-Guide
Eintritt frei
05.06.2025 19 Uhr
Aktuelle Radikalisierungstendenzen junger Menschen in der Politik – versagt die historisch-politische Bildung?
Vortrag von Dr. Benjamin Stello
Diverse demoskopische Erhebungen weisen nach, dass junge Menschen in erheblichem Maße populistische oder gar radikale Parteien wählen, die einfache Antworten auf komplexe Probleme versprechen. Die Landtagswahlen im Herbst 2024 in Thüringen, Sachsen und Brandenburg sind hierbei nur besonders deutliche Beispiele eines auch für Schleswig-Holstein nachzuweisenden Trends.
Droht also, dass die Aufarbeitung des Nationalsozialismus scheitert und die historische-politische Bildungsarbeit versagt, die das „nie wieder“ deutlich als Eigenanspruch formuliert? Und was ist zu tun, was kann getan werden? Diesen Fragen geht der Vortrag nach, der explizit auch die historische Perspektive einbezieht.
Um Anmeldung unter 04832 4243 oder mail@vhs-dithmarschen.de wird gebeten. Der Eintritt ist frei.
09.06.25 19 Uhr
Friedrichskoog im Strom der Gezeiten
Die Geschichte zur Entstehung des Friedrichskooges 1855 bis hin zur Eindeichung des Dieksanderkooges (Adolf Hitler Koog) 1935 und das Leben im Koog spannend und informativ aufgearbeitet von Dieter Kruse.
Die Landgewinnung früher und heute, wie auch die Auswirkungen von Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten sind Bestandteil des Vortrages.
Dieter Kruse, Histo-Guide
Eintritt frei
16.06.25 um 19 Uhr
Trischen: von der Sandbank zur Vogelinsel
Dieter Kruse erzählt in seinem Vortrag die Geschichte von Trischens erster Besiedelung 1825 durch Theodor Frenzen, dem Bruder des auch damals schon bekannten Schriftstellers Gustav Frenzen, über den Nationalsozialismus und die Bemühungen 1933 ein Konzentrationslager zu errichten bis hin zur heutigen Vogelinsel. Eine spannende Geschichte mit einem nicht abzusehenden Ende.
Dieter Kruse, Histo-Guide
Eintritt frei
23.06.25 19 Uhr
Die Vermessung der Macht: Das Katasteramt Meldorf und seine Rolle im NS-Staat
Dieser Vortrag beleuchtet die Entwicklung des Katasteramts Meldorf von einer königlichen Behörde hin zu einem ideologisch geprägten Instrument des Nationalsozialismus. Er zeigt auf, wie politische und gesellschaftliche Umbrüche Einfluss auf Verwaltung und Individuen nahmen.
Im Fokus stehen nicht nur strukturelle Veränderungen, sondern auch die persönlichen Schicksale der Mitarbeiter: Opportunismus, Karrierestreben, Zwang und persönliche Verluste verdeutlichen die Vielschichtigkeit menschlicher Entscheidungen in einer Diktatur. Ebenso wird betrachtet, wie sich einige Mitarbeiter aktiv in die NS-Strukturen eingefügt haben, sei es aus Überzeugung, aus strategischen Karrieregründen oder aus Angst vor Repressionen. Ihre Rolle innerhalb des Systems verdeutlicht, wie die Verwaltung als Werkzeug der Ideologie genutzt wurde und wie Mitläufertum sowie aktive Unterstützung zur Verfestigung des totalitären Systems beitrugen.
Der Vortrag bietet eine kritische Reflexion darüber, wie eine scheinbar neutrale Behörde zu einem aktiven Bestandteil eines totalitären Systems werden konnte. Dabei regt er zur Auseinandersetzung mit Mechanismen an, die politische Einflussnahme auf Verwaltung ermöglichen, und sensibilisiert für historische sowie gegenwärtige Herausforderungen demokratischer Strukturen.
Matthias Ebeling, Hsito-Guide
30.06.25 19 Uhr
Vortrag Deichbau und Landgewinnung
Warum musste man deichen, und wo entstanden die ersten Deiche? Der Vortrag gibt einen Einblick in die Entwicklung des Deichbaus von den Anfängen bis in die heutige Zeit. Die Auswirkungen des Klimawandels und der Meeresspiegelanstieg auf die Deiche und das Hinterland werden ebenfalls behandelt.
Dieter Kruse, Histo-Guide, Eintritt frei
Veranstaltungsreihe „NS-Menschheitsverbrechen und Dithmarschen“ — Ein Rückblick
Neun Vorträge und drei Ausstellungen gehörten zum Programm der Veranstaltungsreihe. Zwischen 70 und 110 Zuhörerinnen und Zuhörer besuchten die Vorträge, womit die Erwartungen der Veranstalter übertroffen worden sind und sie sich für die hohe Akzeptanz dankbar zeigen. Dieser Zuspruch unterstreicht die besondere Bedeutung des Historischen Lernortes Neulandhalle für die immer noch notwendige Aufarbeitung und Erinnerung an die NS-Geschichte, auch gerade in Dithmarschen.
Die Vorträge boten ein breites Themenspektrum zu Orten, Opfern und Tätern. Alle Themen enthielten einen direkten Bezug zu Dithmarschen. Die Biographien befassten sich mit Männern sowie Frauen und vermittelten Verfolgtenschicksale aus mehreren Gruppen (Opfer der NS-Judenverfolgung, der Euthanasieverbrechen, KZ-Häftlinge, sowjetische Kriegsgefangene, Verfolgte wegen ihrer sexuellen Orientierung) und griffen insofern Themen wie Antisemitismus, Rassismus, politische Repression und Homophobie auf.
So konnte Frank Trende exemplarisch an der Neulandhalle als nationalsozialistisches Symbolgebäude u. a. verdeutlichen, wie die Nationalsozialisten an das bürgerliche Bildungsideal mit seinen Inhalten und Exponenten, wie z. B. Goethe, anknüpften und für ihre Ideologie umdeuteten, instrumentalisierten und dadurch anschlussfähig für das bürgerliche Milieu wurden.
Prof. Dr. Klaus Vellguth zeigte anhand des ehemaligen Dithmarscher Kreisarztes Leopold Vellguth wie nah Täterschaft und Opfer im Verbrechenskomplex „Euthanasie“ liegen konnten. So beteiligten sich sowohl der ehemalige Kreisarzt als auch sein Sohn Hermann Vellguth an der „Euthanasie“, während der Sohn und Bruder Wilhelm Vellguth in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet worden ist.
Weitere Vorträge von Dr. Sebastian Lehmann-Himmel, Dr. Anke Sawahn und Dr. Reimer Möller arbeiteten die Rollen von Schleswig-Holsteinern und Dithmarschern als Akteure der Besatzungs- und Vernichtungspolitik im „Reichskommissariat Ostland“, die Person der Marner „Reichsbäuerin“ Grete Wigger und des aus Wesselburen stammenden KZ-Kommandanten Max Pauly auf.
Verena Meier stellte die Forschungsergebnisse ihres Werkes „Das Lager und die Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene in Gudendorf“ vor.
Die nachfolgenden Vorträge von Ingeborg Boxhammer und Jens Binckebanck befassten sich mit Opfern und Verfolgten des Nationalsozialismus in bzw. aus Brunsbüttel. Frau Boxhammer thematisierte die lesbische Beziehung zwischen der aus Brunsbüttel stammenden Marta Halusa und der Jüdin Margot Liu. Die beiden selbstbewussten und eigenständigen Frauen überlebten die NS-Zeit dank ihres unbeugsamen Selbstbehauptungswillens.
Jens Binckebanck stellte das Schicksal der als „jüdisch“ von den Nationalsozialisten kategorisierten Brunsbütteler Familie Samter und die Ereignisse, die mit dem Halt eines „Todesmarsches“ in Brunsbüttel im April 1945 verbunden waren, vor.
Die Ausstellung „Leben und Arbeiten unter Zwang — Dithmarschen 1939-1945“, die außerhalb des Regelunterrichts von einer Freiwilligengruppe von Schülerinnen und Schülern des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in Heide im Schuljahr 2020/21 erarbeitet wurde, setzt sich mit dem Schicksal der im Zweiten Weltkrieg nach Dithmarschen verschleppten Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern sowie mit der Lebenssituation von Kriegsgefangenen intensiv auseinander.
Auch die zweite Ausstellung „NS-´Euthanasie`-Verbrechen in Dithmarschen“ entstand in Kooperation mit einer Schule, dem Brunsbütteler Gymnasium. Die damalige 11a widmete sich im Frühjahr 2022 ausgewählten regionalen „Euthanasie“-Opfern, die überwiegend im September 1944 in der Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde ermordet worden sind. Besonders für dieses nicht selbstverständliche und daher umso mehr beeindruckende Engagement sowie die professionellen Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler sind die Veranstalter dankbar. Diese beiden Ausstellungen von Kooperationsschulen der Neulandhalle unterstreicht zudem die hervorragende Zusammenarbeit des Historischen Lernortes mit seinen Kooperationsschulen.
Die dritte Ausstellung „Die Nationalsozialistischen ´Euthanasie`-Morde“ des Gedenk- und Informationsortes Tiergartenstraße 4 in Berlin diente als Ergänzung der regionalen Ausstellung zu den „Euthanasie“-Opfern und weitete die Perspektive auf die Reichsebene aus.
Hervorzuheben sind noch zwei Aspekte. Frau Boxhammer, die über das Schicksal Marta Halusas und Margot Lius referierte, nahm sich die Zeit und besuchte auch die Ausstellung zu den regionalen „Euthanasie“-Opfern, in der auch das Schicksal Beate Halusas, der Mutter Marta Halusas, als „Euthanasie“-Opfer thematisiert ist. In ihrem Buch über die beiden Frauen geht Frau Boxhammer auch auf das Schicksal der Mutter, Beate Halusa, ein, konnte damals das genauere Schicksal jedoch nicht recherchieren. Diese Lücke konnte Frau Boxhammer dank der Informationen aus der Ausstellung schließen und sandte die Informationen an den Neffen Margot Lius, der von den beiden Frauen in London mit großgezogen worden ist und mittlerweile in Valdosta in South Georgia USA lebt. In Erinnerung an Beate Halusa ließ seine Familie im Mai 2023 eine Gedenkplakette an die „Rememberance Board“ der Synagoge in Valdosta anbringen. Zudem machte Frau Boxhammer die Veranstalter darauf aufmerksam, dass das Schicksal von Marta Halusa und Margot Liu seit Juni 2023 auch mittlerweile vom Holocaust-Museum in Washington aufgegriffen worden ist.
Außerdem wurde am 16. Mai 2023 in Glückstadt am Bahnhof, wo der „Todesmarsch“ auf seinem Weg nach Brunsbüttel im April 1945 ebenfalls gestoppt hat und ein KZ-Gefangener ermordet worden ist, eine Gedenktafel auf Initiative von Schülern des Detlefsengymnasiums Glückstadt und deren Lehrer von der Stadt Glückstadt eingeweiht. Ausgehend von diesen positiven Beispielen wäre es nur zu begrüßen, wenn auch in Dithmarschen vermehrt an die Opfer der NS-Menschheitsverbrechen öffentlich gedacht werden würde und damit dieser Zielsetzung der Veranstaltungsreihe nähergekommen werden könnte.
Wegen der insgesamt positiven Bilanz und Resonanz auf die Veranstaltungsreihe sind die Verantwortlichen mittlerweile dazu übergegangen, eine Fortsetzungsveranstaltungsreihe zu planen.
Kontakt
Volkshochschulen in Dithmarschen e.V.
Süderstraße 16 / Ditmarsia
25704 Meldorf
Tel: 04832 4243
Fax: 04832 5040
E-Mail: mail@vhs-dithmarschen.de