Veranstaltungen

Führungen und Vorträge

Offene Führungen 2025:

Die Volkshochschulen in Dithmarschen e.V. bieten von April bis Ende Oktober 2025 sonntags um 11 Uhr offene Führungen an.

Hier erhält jeder Besucher ohne Anmeldung interessante Informationen in der Außenausstellung und im Gebäude Neulandhalle.

Die Teilnahme ist kostenfrei.
Kostenpflichtige Gruppenführungen können unter Tel. 04832 4243 gebucht werden.

 

Unsere Veranstaltungen:

20.03.2025          19 Uhr

Das „Stutthof-Verfahren“

Vortrag von Dr. Dominik Groß

Am 27. Januar 2021 wurde zum Landgericht Itzehoe Anklage gegen die damals 95-jährige Frau Irmgard F. wegen Beihilfe zum tausendfachen Mord erhoben, weil sie von 1943 bis 1945 im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig als Stenotypistin des Lagerkommandanten beschäftigt war. Am 20. Dezember 2022 wurde Frau F. verurteilt. Es dürfte einer der letzten Strafprozesse wegen NS-Verbrechen gewesen sein. Und zugleich einer der sehr wenigen, die sich überhaupt mit der strafrechtlichen Verantwortlichkeit ziviler KZ-Beschäftigter für den Holocaust befassen. Der Referent hat das Verfahren als Vorsitzender geleitet und wird seine Sicht auf die besonderen Herausforderungen dieses Prozesses erzählen.

 

27.03.2025          19 Uhr

Demokratischer Neubeginn mit (ehemaligen) Nationalsozialisten? Personelle Kontinuitäten in Schleswig-Holsteins Politik, Polizei und Justiz nach 1945 –

Ein später Forschungsbericht von Prof. Dr. Uwe Danker

Prof. Dr. Uwe Danker hat 2016/17 und 2019/2021 zwei große Forschungsprojekte zu personellen Kontinuitäten in der schleswig-holsteinischen Landes- und Kommunalpolitik sowie in der schleswig-holsteinischen Polizei, Justiz und Sozialverwaltung nach 1945 geleitet und dabei auch nach denkbaren Auswirkungen auf das politische oder berufliche Handeln der Akteure in den Nachkriegsjahrzehnten gefragt. Entstanden sind zwei umfängliche Publikationen: „Landespolitik mit Vergangenheit“ (2017) und „Geteilte Verstrickung: Elitenkontinuitäten in Schleswig-Holstein (2 Bde. 2021). Methodisch wurde Neuland betreten und die entstandenen Gruppenbilder sind teilweise sehr drastisch, ja beklemmend.

Der Referent wird das Vorgehen und einzelne Ergebnisse referieren, dabei exemplarische Biografien vorstellen und sich fragen, was die Resultate für die jüngere Landesgeschichte Schleswig-Holsteins bedeuten.

 

03.04.25               17 – 18:15Uhr

Erzählcafe – begleitet von Volkmar Schadwinkel und Angelika Hansen

Einladung zum Erzählcafé in der Neulandhalle mit dem Thema:
Kriegskinder und Kriegsenkel

Die Bilder und Berichte von Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen öffnen gut verschlossene und nicht ausgeheilte Wunden vergangener Kriegserlebnisse. Die Verletzungen und Betrübnisse sind noch vorhanden und kommen wieder hervor. Jeder hat familiäre Berührungen und über Generationen gespeicherte Erlebnisse mit der Kriegs-Vergangenheit in sich.

Was Eltern und Großeltern im Zweiten Weltkrieg erlebt und getan haben, kann noch Kinder und Enkel prägen. Denn die Traumata wurden oft nicht aufgearbeitet, sondern weitervererbt. Für die nachfolgenden Generationen kann das eine große seelische Last sein.
Umso wichtiger ist es, in einer ruhigen und geschützten Runde sprechen zu können.
Angeregt durch die eigene Familiengeschichte als Kriegsenkel möchten die Moderatoren Angelika Hansen und Volkmar Schadwinkel Menschen Raum geben,  ihre Erfahrungen auszutauschen.
Es geht um eigene Biographien und Alltagsgeschichten, die in einer angenehmen Atmosphäre erzählt werden können.
Dazu wählt das Moderatorenteam die Methode des Erzählcafés.
In entspannter Atmosphäre geht es um das achtsame Zuhören, Zeit geben zum Erzählen und die Wertschätzung jedes Einzelnen. Auch um Inhalte, die emotional sehr berührend sein können.

Jede/r Erzählende und auch Zuhörende ist herzlich willkommen.
Die Teilnahme ist kostenfrei.

 

03.04.2025          19 Uhr

 Wenn aus Misstrauen Gewalt wird – der vergiftete Boden

 Vortrag von Sabine Bode

In den 1970er Jahren begann in Westdeutschland die durchaus ergiebige Aufarbeitung unserer unheilvollen Vergangenheit. Man kann sie eine akademische Aufarbeitung nennen, weil sie zu keiner Offenheit in den Familien führte. Selbst bei den Kriegsenkeln, die sich später an die emotionaleAufarbeitung machten, dominierten Lücken.  Sie sahen vor allem das Leid der Eltern, die 
Kriegskinder waren.  Viele Menschen übernahmen ungeprüft die Aussagen zur Familienerinnerung, zum Beispiel die Legende vom Naziopa, der im Familiengedächtnis als Widerständler weiterlebte. Angesichts des zunehmenden Rechtsextremismus ist es an der Zeit, noch einmal die eigene Familiengeschichte zu untersuchen, mit dem Fokus auf Verstrickungen in der NS-Zeit. Das Aufdecken hartnäckiger Lügen im Familiengedächtnis können Fehleinschätzungen und Verwirrungen auflösen, was enorm hilfreich sein kann, wenn es darum geht in der heutigen Gesellschaft subtile Lügen von Populisten  entlarven. 

 

07.04.2025           19 Uhr

Friedrichskoog im Strom der Gezeiten

Die Geschichte zur Entstehung des Friedrichskooges 1855 bis hin zur Eindeichung des Dieksanderkooges (Adolf Hitler Koog) 1935 und das Leben im Koog spannend und informativ aufgearbeitet von Dieter Kruse. Die Landgewinnung früher und heute, wie auch die Auswirkungen von Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten sind Bestandteil des Vortrages.

Dieter Kruse, Histo-Guide

Eintritt frei

 

10.04.2025          19 Uhr

 Adolf Bartels: Literaturgeschichte, Antisemitismus, Rechtsextremismus

 Vortrag von Prof. Dr. Marcel Lepper

Kurt Tucholsky nannte ihn 1922 einen „Clown“, einen „Hakenkreuzpolichinell“, einen „Pogromdepp“: Die Schriften des Kulturjournalisten und Literaturhistorikers Adolf Bartels, geboren 1862 in Wesselburen, gestorben 1945 in Weimar, waren zu Lebzeiten so populär wie unterschätzt. Seine antisemitischen Texte entfalteten fatale Wirkung und leisteten dem Aufstieg der NSDAP Vorschub.

Ausgehend von Archivbeständen rekonstruiert der Vortrag die Vorstellungen, Arbeitsweisen und Netzwerke von Adolf Bartels.

 

14.04.25               um 19 Uhr

Trischen: von der Sandbank zur Vogelinsel

Dieter Kruse erzählt in seinem Vortrag die Geschichte von Trischens erster Besiedelung 1825 durch Theodor Frenzen, dem Bruder des auch damals schon bekannten Schriftstellers Gustav Frenzen, über den Nationalsozialismus und die Bemühungen 1933 ein Konzentrationslager zu errichten bis hin zur heutigen Vogelinsel. Eine spannende Geschichte mit einem nicht abzusehenden Ende.

Dieter Kruse, Histo-Guide

Eintritt frei

 

 17.04.2025          19 Uhr

 Frenssen – ein „erledigter“ Fall?

 Vortrag von Propst Dr. Andreas Crystall

Mit verklärender Euphorie beschreibt Gustav Frenssen in seinem Lebensbericht die Entstehung und Konzeption des sog. „Adolf-Hitler-Kooges“, in dessen Mitte die Neulandhalle steht, heute ein Lernort. Sich selbst ordnet der ehemalige Dithmarscher Pastor, Bestseller-Autor und Nobelpreis-Kandidat nach 1933 als geistiger Wegbereiter dieser NS-Ideologie ein, die im Koog propagiert wurde und die Welt in den Abgrund stürzte. Frenssen gehört zu den meistgelesenen Schriftstellern in Deutschland, seine Stimme reichte weit und war weitaus vielstimmiger und disparater, als der spätere Ideologe Glauben machen will. Er war verwurzelt in der etablierten liberalen Theologie der Jahrhundertwende, befürwortete die Vereinigten Staaten von Europa, dachte ökologisch, verabscheute gelegentlich auch rechtsradikale Gewalt, um sie später zu rechtfertigen. Diese besondere Lebensgeschichte mit ihren Wirrungen und Wirkungen und Brüchen gilt es genau anzuschauen.

 

24.04.2024          19 Uhr

Alfred Kamphausen: Museumsarbeit und Kulturpolitik in drei deutschen Staaten

 Vortrag von Marie-Theres Marx

1931 übernahm Alfred Kamphausen die Leitung des Dithmarscher Landesmuseums. Durch Umstrukturierungen und eine neue Vermarktung des Museums erzielte er bereits im ersten Jahr nach seinem Amtsantritt noch nie da gewesene Besucherzahlen. Ausgehend von seinen Erfolgen in Dithmarschen übernahm er immer mehr kulturpolitische Ämter, die es ihm ermöglichten, die Museumslandschaft in Schleswig-Holstein nach seinen Vorstellungen mitzugestalten. Ab 1932 war er bereits Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der schleswig-holsteinischen Museen und auch in der NS-Zeit schritt seine kulturpolitische Karriere voran. Er vernetzte sich mit nationalsozialistischen Kulturorganisationen und wirkte ab 1936 als Landesmuseumspfleger. Kamphausen begutachtete die schleswig-holsteinischen Heimatmuseen, beriet die Museumsleiter und kümmerte sich um den Nachwuchs. Nach 1945 schloss er sich dem Schleswig-Holsteinischen Heimatbund an und wurde zum Mitbegründer des Schleswig-Holsteinischen Freilichtmuseums. Ab 1962 baute er als Leiter das Freilichtmuseum weiter aus und verhalf diesem zu internationaler Anerkennung.

Drei politische Systeme überdauerte die kulturpolitische und museale Karriere Alfred Kamphausens. Doch wie sah seine museale Tätigkeit konkret aus? Welche Vorstellungen brachte er in die Kulturlandschaft ein und welche (NS-)Kontinuitäten sind erkennbar?

 

28.04.25              19 Uhr

NS-Zeit in Dithmarschen

Der Vortrag von Dieter Kruse gibt einen Einblick in die Geschehnisse in Dithmarschen vom Ende der Weimarer Republik bis zum Kriegsende 1945. Die Eindeichung und Besiedelung des Dieksanderkooges (Adolf – Hitler – Koog) wird ebenfalls ausführlich behandelt.

Dieter Kruse, Histo-Guide

 

30.04.25               17 Uhr

Erzählcafe – begleitet von Volkmar Schadwinkel und Angelika Hansen

Einladung zum Erzählcafé in der Neulandhalle mit dem Thema:
Kriegskinder und Kriegsenkel

Die Bilder und Berichte von Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen öffnen gut verschlossene und nicht ausgeheilte Wunden vergangener Kriegserlebnisse. Die Verletzungen und Betrübnisse sind noch vorhanden und kommen wieder hervor. Jeder hat familiäre Berührungen und über Generationen gespeicherte Erlebnisse mit der Kriegs-Vergangenheit in sich.

Was Eltern und Großeltern im Zweiten Weltkrieg erlebt und getan haben, kann noch Kinder und Enkel prägen. Denn die Traumata wurden oft nicht aufgearbeitet, sondern weitervererbt. Für die nachfolgenden Generationen kann das eine große seelische Last sein.
Umso wichtiger ist es, in einer ruhigen und geschützten Runde sprechen zu können.
Angeregt durch die eigene Familiengeschichte als Kriegsenkel möchten die Moderatoren Angelika Hansen und Volkmar Schadwinkel Menschen Raum geben,  ihre Erfahrungen auszutauschen.
Es geht um eigene Biographien und Alltagsgeschichten, die in einer angenehmen Atmosphäre erzählt werden können.
Dazu wählt das Moderatorenteam die Methode des Erzählcafés.
In entspannter Atmosphäre geht es um das achtsame Zuhören, Zeit geben zum Erzählen und die Wertschätzung jedes Einzelnen. Auch um Inhalte, die emotional sehr berührend sein können.

Jede/r Erzählende und auch Zuhörende ist herzlich willkommen.
Die Teilnahme ist kostenfrei.

 

08.05.2025          19 Uhr

 Stolpersteine – Erinnerung und Gedenken vor der Haustür

Vortrag von Dr. Beate Meyer

Dr. Beate Meyer skizziert die Entwicklung des vom Künstler Gunter Demnig ausgehenden Erinnerungsprojektes „Stolpersteine“. Seit 1992 hat er 120.000 Stolpersteine (Stand Frühjahr 2024) in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern vor den früheren Wohnhäusern oder an den Wirkungsstätten von Menschen verlegt, die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung geworden sind: Jüdinnen und Juden, Oppositionelle, Homosexuelle, „Euthanasie“-Opfer, Deserteure, BibelforscherInnen und andere. Beate Meyer setzt sich mit den Stärken und Schwächen des Erinnerungsprojektes auseinander und befasst sich auch mit den Argumenten seiner Kritiker.

 

15.05.2025          19 Uhr

 Vom Mehrwert des Erinnerns.

Geschichte und Perspektiven der bundesdeutschen Erinnerungskultur.

 Vortrag von Prof. Dr. Garbe


Nach Jahrzehnten der Erinnerungsverweigerung gerieten historische Stätten des NS-Regime erst in den 1980er Jahren in den Blick der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Es waren zumeist zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich auf Spurensuche begaben. Die deutsche Vereinigung zu einem weiteren Bedeutungszuwachs, erstmals nahm sich nun auch der Bund der Gedenkstättenförderung an.  Auch in Schleswig-Holstein entstand nun eine Reihe von Gedenkstätten und Lernorten. Die Debatte über die Erinnerungskultur nahm in den letzten Jahren erneut zu. Wie in der Nachkriegszeit fordert der anwachsende Rechtspopulismus einen Schlussstrich und ein Ende des „Schuldkultes“. Wie kontrovers das Thema ist, zeigt andererseits auch die Diskussion um ein von der Kulturstaatsministerin vorgelegtes Rahmenkonzept Erinnerungskonzept, das weitere Themen wie die Verbrechen des Kolonialismus einbezieht.

 

22.05.2025          19 Uhr

Erinnern kann man nicht allein

Von der Bedeutung der Gemeinschaft und eine Wiederannäherung an einen (missbrauchten) Begriff

Vortrag von Bischöfin Nora Steen

Eine anhaltende und aktive Aufarbeitung der NS-Diktatur als Teil der deutschen Geschichte ist Aufgabe der Gemeinschaft. Erinnern, lernen und sich für das „Nie wieder!“ einsetzen, das geht nur gemeinsam.

Der Teilbegriff der Gemeinschaft ist aber im Kontext der „Volksgemeinschaft“ nicht unkritisch zu betrachten. Die „Volksgemeinschaft“ diente als zentrales Mittel in der NS-Propaganda zur Beschwörung von Einheit und Gleichheit. Die Gemeinschaft, die Masse, war systemstützend. Sie war das, was den systematischen Ausschluss bis hin zur Vernichtung derer ermöglichte, denen die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft abgesprochen wurde.

Der Vortrag will sich reflexiv mit dem Begriff „Gemeinschaft“ beschäftigen und die positive Vorstellung und Bedeutung herausarbeiten. In diesem Zuge wird Vielfalt und Pluralität nicht als Gegenentwurf dargestellt. Vielmehr geht es um das Erkennen von diversen Lebensrealitäten als Potential einer modernen, demokratischen Gesellschaft, die sich gegen ideologische Vereinheitlichung wehren kann. Eine solidarische Gemeinschaft ist inklusiv und nicht exklusiv, so wie sie die Nationalsozialisten anlegten. So will dieser Beitrag, auch unter Heranziehung theologischer Bezüge, Erinnerungsarbeit als Gemeinschaftsaufgabe in den Blick nehmen.

 

05.06.2025          19 Uhr

 Aktuelle Radikalisierungstendenzen junger Menschen in der Politik – versagt die historisch-politische Bildung?

 Vortrag von Dr. Benjamin Stello

 Diverse demoskopische Erhebungen weisen nach, dass junge Menschen in erheblichem Maße populistische oder gar radikale Parteien wählen, die einfache Antworten auf komplexe Probleme versprechen. Die Landtagswahlen im Herbst 2024 in Thüringen, Sachsen und Brandenburg sind hierbei nur besonders deutliche Beispiele eines auch für Schleswig-Holstein nachzuweisenden Trends.

Droht also, dass die Aufarbeitung des Nationalsozialismus scheitert und die historische-politische Bildungsarbeit versagt, die das „nie wieder“ deutlich als Eigenanspruch formuliert? Und was ist zu tun, was kann getan werden? Diesen Fragen geht der Vortrag nach, der explizit auch die historische Perspektive einbezieht.

 

 

 

Veranstaltungsreihe „NS-Menschheitsverbrechen und Dithmarschen“ — Ein Rückblick

Neun Vorträge und drei Ausstellungen gehörten zum Programm der Veranstaltungsreihe. Zwischen 70 und 110 Zuhörerinnen und Zuhörer besuchten die Vorträge, womit die Erwartungen der Veranstalter übertroffen worden sind und sie sich für die hohe Akzeptanz dankbar zeigen. Dieser Zuspruch unterstreicht die besondere Bedeutung des Historischen Lernortes Neulandhalle für die immer noch notwendige Aufarbeitung und Erinnerung an die NS-Geschichte, auch gerade in Dithmarschen.

Die Vorträge boten ein breites Themenspektrum zu Orten, Opfern und Tätern. Alle Themen enthielten einen direkten Bezug zu Dithmarschen. Die Biographien befassten sich mit Männern sowie Frauen und vermittelten Verfolgtenschicksale aus mehreren Gruppen (Opfer der NS-Judenverfolgung, der Euthanasieverbrechen, KZ-Häftlinge, sowjetische Kriegsgefangene, Verfolgte wegen ihrer sexuellen Orientierung) und griffen insofern Themen wie Antisemitismus, Rassismus, politische Repression und Homophobie auf.

So konnte Frank Trende exemplarisch an der Neulandhalle als nationalsozialistisches Symbolgebäude u. a. verdeutlichen, wie die Nationalsozialisten an das bürgerliche Bildungsideal mit seinen Inhalten und Exponenten, wie z. B. Goethe, anknüpften und für ihre Ideologie umdeuteten, instrumentalisierten und dadurch anschlussfähig für das bürgerliche Milieu wurden.

Prof. Dr. Klaus Vellguth zeigte anhand des ehemaligen Dithmarscher Kreisarztes Leopold Vellguth wie nah Täterschaft und Opfer im Verbrechenskomplex „Euthanasie“ liegen konnten. So beteiligten sich sowohl der ehemalige Kreisarzt als auch sein Sohn Hermann Vellguth an der „Euthanasie“, während der Sohn und Bruder Wilhelm Vellguth in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet worden ist.

Weitere Vorträge von Dr. Sebastian Lehmann-Himmel, Dr. Anke Sawahn und Dr. Reimer Möller arbeiteten die Rollen von Schleswig-Holsteinern und Dithmarschern als Akteure der Besatzungs- und Vernichtungspolitik im „Reichskommissariat Ostland“, die Person der Marner „Reichsbäuerin“ Grete Wigger und des aus Wesselburen stammenden KZ-Kommandanten Max Pauly auf.

Verena Meier stellte die Forschungsergebnisse ihres Werkes „Das Lager und die Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene in Gudendorf“ vor.

Die nachfolgenden Vorträge von Ingeborg Boxhammer und Jens Binckebanck befassten sich mit Opfern und Verfolgten des Nationalsozialismus in bzw. aus Brunsbüttel. Frau Boxhammer thematisierte die lesbische Beziehung zwischen der aus Brunsbüttel stammenden Marta Halusa und der Jüdin Margot Liu. Die beiden selbstbewussten und eigenständigen Frauen überlebten die NS-Zeit dank ihres unbeugsamen Selbstbehauptungswillens.

Jens Binckebanck stellte das Schicksal der als „jüdisch“ von den Nationalsozialisten kategorisierten Brunsbütteler Familie Samter und die Ereignisse, die mit dem Halt eines „Todesmarsches“ in Brunsbüttel im April 1945 verbunden waren, vor.

Die Ausstellung „Leben und Arbeiten unter Zwang — Dithmarschen 1939-1945“, die außerhalb des Regelunterrichts von einer Freiwilligengruppe von Schülerinnen und Schülern des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in Heide im Schuljahr 2020/21 erarbeitet wurde, setzt sich mit dem Schicksal der im Zweiten Weltkrieg nach Dithmarschen verschleppten Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern sowie mit der Lebenssituation von Kriegsgefangenen intensiv auseinander.

Auch die zweite Ausstellung „NS-´Euthanasie`-Verbrechen in Dithmarschen“ entstand in Kooperation mit einer Schule, dem Brunsbütteler Gymnasium. Die damalige 11a widmete sich im Frühjahr 2022 ausgewählten regionalen „Euthanasie“-Opfern, die überwiegend im September 1944 in der Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde ermordet worden sind. Besonders für dieses nicht selbstverständliche und daher umso mehr beeindruckende Engagement sowie die professionellen Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler sind die Veranstalter dankbar. Diese beiden Ausstellungen von Kooperationsschulen der Neulandhalle unterstreicht zudem die hervorragende Zusammenarbeit des Historischen Lernortes mit seinen Kooperationsschulen.

Die dritte Ausstellung „Die Nationalsozialistischen ´Euthanasie`-Morde“ des Gedenk- und Informationsortes Tiergartenstraße 4 in Berlin diente als Ergänzung der regionalen Ausstellung zu den „Euthanasie“-Opfern und weitete die Perspektive auf die Reichsebene aus.

Hervorzuheben sind noch zwei Aspekte. Frau Boxhammer, die über das Schicksal Marta Halusas und Margot Lius referierte, nahm sich die Zeit und besuchte auch die Ausstellung zu den regionalen „Euthanasie“-Opfern, in der auch das Schicksal Beate Halusas, der Mutter Marta Halusas, als „Euthanasie“-Opfer thematisiert ist. In ihrem Buch über die beiden Frauen geht Frau Boxhammer auch auf das Schicksal der Mutter, Beate Halusa, ein, konnte damals das genauere Schicksal jedoch nicht recherchieren. Diese Lücke konnte Frau Boxhammer dank der Informationen aus der Ausstellung schließen und sandte die Informationen an den Neffen Margot Lius, der von den beiden Frauen in London mit großgezogen worden ist und mittlerweile in Valdosta in South Georgia USA lebt. In Erinnerung an Beate Halusa ließ seine Familie im Mai 2023 eine Gedenkplakette an die „Rememberance Board“ der Synagoge in Valdosta anbringen. Zudem machte Frau Boxhammer die Veranstalter darauf aufmerksam, dass das Schicksal von Marta Halusa und Margot Liu seit Juni 2023 auch mittlerweile vom Holocaust-Museum in Washington aufgegriffen worden ist.

Außerdem wurde am 16. Mai 2023 in Glückstadt am Bahnhof, wo der „Todesmarsch“ auf seinem Weg nach Brunsbüttel im April 1945 ebenfalls gestoppt hat und ein KZ-Gefangener ermordet worden ist, eine Gedenktafel auf Initiative von Schülern des Detlefsengymnasiums Glückstadt und deren Lehrer von der Stadt Glückstadt eingeweiht. Ausgehend von diesen positiven Beispielen wäre es nur zu begrüßen, wenn auch in Dithmarschen vermehrt an die Opfer der NS-Menschheitsverbrechen öffentlich gedacht werden würde und damit dieser Zielsetzung der Veranstaltungsreihe nähergekommen werden könnte.

Wegen der insgesamt positiven Bilanz und Resonanz auf die Veranstaltungsreihe sind die Verantwortlichen mittlerweile dazu übergegangen, eine Fortsetzungsveranstaltungsreihe zu planen.

 

Kontakt
Volkshochschulen in Dithmarschen e.V.
Süderstraße 16 / Ditmarsia
25704 Meldorf

Tel: 04832 4243
Fax: 04832 5040
E-Mail: mail@vhs-dithmarschen.de