Dann kam die Kirche doch noch in den Koog

Neues Leben

1971 endet eine Ära im Koog:
Die unwirtschaftliche Neulandhalle wird verkauft – ausgerechnet an die Kirchenkreise Norder- und Süderdithmarschen!

Seit 1973 kehren hier Schulklassen, Kirchenfreizeiten und Konfirmandengruppen ein. 1974 baut man ein Haus für die Betreiber, 1978 entstehen Zeltdachhäuser für weitere Gäste.

Die ehemalige Ersatzkirche der NS-Volksgemeinschaft ist nun eine lebendige christliche Jugendbegegnungsstätte! Verdeutlicht wird die Vergangenheit des Hauses nicht.

– Sollte man Geschichte einfach ausblenden?

Begrenzte Umbauten

Die neuen Eigentümer renovieren das Gebäude. Sie übermalen Inschriften und Zeichen, drei Wandbilder Thämers werden zerstört, eines bleibt. Die in Gold geschriebenen Hitlerzitate sind durch ein Holzbrett verkleidet, in den Bücherregalen daneben steht jetzt christliche Literatur.

Auf dem Kamin vor den unveränderten Kacheln mit „Schwert und Ähre“ steht nun ein Holzkreuz. Die Gedenktafeln an der Nordseite der Halle bleiben sichtbar, auch die Namen der SS-Männer.

– Welche Eindrücke entstehen in der Gesamtschau?

Der Kamin in der Neulandhalle 2009.
Das christliche Holzkreuz unter Schwert und Ähre.

Das Holzkreuz steht auf dem Kamin im großen Saal genau unter dem nationalsozialistischen Blut und Boden-Zeichen „Schwert und Ähre“.

Wir wissen nicht, wie das Holzkreuz entstand. Bastelarbeit einer Freizeit?
Das Werk der Betreiber?
Aber wir wissen: Es war fester Bestandteil der neu genutzten Neulandhalle, bis zuletzt.

Der mächtige Kamin befindet sich dort, wo in Kirchen der Altar zu finden ist. Während der NS-Zeit wird er beim Betreten der Ersatzkirche Neulandhalle ähnliche Anmutungen ausgelöst haben wie ein Kirchaltar.

Genau hier zeigt nun das Kreuz:
Wir sind jetzt Kirche.

Völlig unbeschwert von der nationalsozialistischen Vergangenheit der Neulandhalle spielen Kinder Fußball. Und das ist gut so.

Strenge Regeln mit Kinderzeichnungen verziert: Die bis 2011 hängende „Hausordnung“ des evangelischen „Jugend- und Freizeitheimes Neulandhalle“ der beiden Dithmarscher Kirchenkreise, ohne Datum.

Der ehemalige Propagandabau wird zur schönen Erinnerung an Schulfahrten

Bis 2011: Im ersten Stock der Neulandhalle befinden sich moderne helle Schlafräume für Jugendgruppen. Hier ist von früheren Nutzungszielen nichts mehr zu spüren.

Ein unverkrampfter Umgang mit dem künstlerischen Überrest aus den 1930er Jahren: Ohne Hintergrundwissen wird man an Thämers Wandgemälde auch nicht die eigentliche Botschaft erkennen.

Eine – naive, aus Erwachsenenhand angefertigte – Abbildung des evangelischen Jugend- und Freizeitzentrums Neulandhalle.

Unbekannte/r Maler/in, ohne Datum