„Lebensraumkrieg“

„Vernichtungskrieg“

Mit dem Angriff auf Polen am 1. September 1939 entfesselt Deutschland den Zweiten Weltkrieg. Jetzt beginnt aus Sicht der NS-Führung das Eigentliche, der Kampf der „Arier“ um Vorherrschaft und „Lebensraum“. Hitler 1938:

„Wir wollen nicht diese Völker, wir wollen ihr Land.“

Vor allem „im Osten“ achten Wehrmacht und deutsche Besatzer weder Kriegs- noch Völkerrecht. Als die Wehrmacht am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfällt, beginnt ein „Vernichtungskrieg“.

Zitat: Nach Graml 1993, S. 444

Entgrenzte Gewalt

Die Militärs wollen bis zu 2.000 Kilometer weit in die Sowjetunion einmarschieren. Sie rechnen mit einem „Blitz- • krieg“. Die Versorgung der schon 1941 circa drei Millionen Kriegsgefangenen planen sie nicht. Mehr als die Hälfte stirbt deshalb bis Frühjahr 1942. Hinter der Front begin- nen „Einsatzgruppen“ aus SS und regulären Polizisten mit der Ermordung der europäischen Juden. Gegen „Partisanen“ und „Untermenschen“ gehen sie willkürlich vor, „Politkommissare“ werden ermordet.

In diesem Krieg scheint alles erlaubt.

Ausgewählte Opferzahlen der deutschen Besatzungsherrschaft „im Osten“

  • Mindestens 5.800.000 europäische Juden fallen der in besetzten Ostgebieten entfesselten Shoa zum Opfer
  • Circa 3.000.000 sowjetische Kriegsgefangene überleben nicht
  • Gezieltes Aushungern tötet in sowjetischen Großstädten mehr als 1.000.000 sowjetische Zivilisten und Zivilistinnen
  • Ungefähr 500.000 sowjetische Zivilisten werden im Rahmen der „Bandenbekämpfungen“ gegen Angehörige des Widerstands getötet
  • Circa 1.200.000 polnische Zivilisten (ohne polnische Juden) werden Opfer der deutschen Besatzungsmaßnahmen

Białystok am 28. Juni 1941: Sowjetische Kriegsgefangene liegen vor deutschen Wehrmachtsangehörigen.
Der Fotograf einer Propagandakompanie der Wehrmacht namens Röder macht diese Aufnahme.

Aufnahme der Propagandakompanie 698 der Wehrmacht im Dezember 1941 in der Region „Sowjetunion-Mitte“: Deutsche Soldaten erschießen Männer an einer Hauswand. Ob es sich um angebliche „Partisanen“ oder um Geiseln handelt, ist nicht bekannt.

Hinweis: Es ist das einzige Foto in dieser Ausstellung, das unmittelbar die Tötung von Menschen zeigt.
Wir wollen die Grauen nicht ausblenden und die Menschen sind als Individuen nicht identifizierbar. Aber: Wir bitten um die Achtung der Würde der Getöteten.

Zwei festgenommene sowjetische „Partisaninnen“ werden im September 1942 in Odwidino/Sowjetunion auf einer Landstraße von deutschen Ordnungspolizisten abgeführt.

Die Originalbeschriftung der Aufnahme des SS-Kriegs- berichterstatters Alfred Slawik im „Scherl-Bilderdienst“ lautet:

„An der Sowjetfront: Polizei im Kampf gegen Banditen. Auch Flintenweiber beteiligen sich an den Überfällen und Plünderungen der Banditen. Sie werden zum Verhör abgeführt.“

Auch diese am 28. Juni 1941 in Białystok aufgenommene Fotografie Röders soll Propagandazwecken dienen. Zwei einheimische Kinder vor einem sowjetischen Plakat, das die deutschen Eroberer überklebt haben mit der in deutscher und polnischer Sprache verfassten Warnung:

„Wer plündert, wird erschossen. Der Stadtkommandant.“

SS-Fotograf Obermüller erstellt diese Aufnahme für eine SS-Propagandakompanie im Mai/Juni 1943 in der Region „Sowjetunion-Mitte“. Waffen-SS-Angehörige sind auf dem Rückzug vor Truppen der Roten Armee.

Im Hintergrund Häuser, die sie in Brand gesetzt haben. Sie beenden den gescheiterten Ostfeldzug um Lebensraum mit ‚verbrannter Erde‘.

Das zerstörte ostpolnische Białystok im Juni/Juli 1941 nach der (erneuten) Eroberung durch deutsche Truppen. Im September 1939 ist die Stadt im Rahmen des Hitler-Stalin-Paktes an die Sowjetunion übergeben worden. Jetzt hat die Wehrmacht sowjetische Truppen geschlagen.