Der lange Weg
Wenige Gruppen, hohe Kosten – 2010 stellt der Kirchenkreis Dithmarschen den Betrieb der Jugendbegegnungsstätte ein. Was soll nun mit der Neulandhalle passieren?
Der Abriss steht im Raum und wird vorsorglich genehmigt. Aber der Kirchenkreis verfolgt noch eine andere Idee: Die Auseinandersetzung mit der Geschichte.
… zum „Historischen Lernort Neulandhalle“
Das „Institut für Zeit- und Regionalgeschichte“ (IZRG) der Universität Flensburg legt 2012 das Konzept für einen „Historischen Lernort Neulandhalle“ vor. Es stößt im Bereich der schleswig-holsteinischen NS-Gedenkstätten auf Ablehnung. 2013 scheitert das Vorhaben an der nicht gewährten Bundesförderung für Gedenkstätten.
Verfolgt wird fortan ein verkleinertes Projekt. 2017 fällt die Entscheidung: Land und Nordkirche sichern die Finanzierung für einen Rückbau des Gebäudes, die historische Ausstellung und zukünftige Bildungsarbeit. Träger bleibt der Kirchenkreis.
Das IZRG, inzwischen umbenannt in „Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History“ (frzph), entwickelt und verwirklicht die Idee einer Ausstellung im Freien, die auch ohne Zugang zum Gebäude Sinn ergeben soll.
Am 8. Mai 2019 wird der „Historische Lernort Neulandhalle“ eröffnet.
… überhaupt sinnvoll?
Noch eine NS-Ausstellung? Und warum hier, an der abgelegenen Neulandhalle? – So könnte man fragen. Ja, ist ein Historischer Lernort Neulandhalle überhaupt sinnvoll?
Wir meinen: In NS-Gedenkstätten setzen sich Besucher und Besucherinnen vor allem mit den
Opfern und ihrem Leiden auseinander. Das ist sehr wichtig.
An „Opferorten“ lässt sich aber schwer klären, warum so viele Menschen den Nationalsozialismus trugen und die Verbrechen des Nationalsozialismus ermöglichten – als Anhänger, als Zuschauer oder auch als Täter.
Der Historische Lernort Neulandhalle will dazu beitragen, zu erkennen, was den Nationalsozialismus für viele so attraktiv machte. Zugleich will er zeigen, was sich hinter dem „schönen Schein“ verbarg: Ausgrenzung und mörderische Gewalt, Verstrickung und Schuld.
Er will Auseinandersetzung ermöglichen mit propagandistischer NS-Selbstdarstellung und den nationalsozialistischen Versprechen von „Lebensraum“ und „Volksgemeinschaft“.
Ob die Idee aufgeht, können nur Sie, die Besucherinnen und Besucher, bewerten, wenn Sie sich nach dem Durchgang durch die Ausstellung ein kritisches Urteil bilden.
Auszubildende des „Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig – Holstein“ (LKN.SH) bauten die Lahnungen für die Ausstellung.
In der Mitte die sieben angehenden Wasserbauer auf der von ihnen gebauten Lahnung.
Von rechts: Ausbilder Olaf Diekmann und Wasserbaumeister Stephan Siegfriedt.
Von links: Propst Dr. Andreas Crystall, Prof. Dr. Uwe Danker, Jan Waitzmann und Kirchenkreisarchitektin Nathalie Finke.
Auszubildende: Malte Dierks, Finn-Jonas Paulsen, Moritz Laube, René Hansen, Michel von Postel, Stefan Schoer, Hannes Kröger.
Eine weitere „Mindmap“ aus der Entwicklung der Ausstellung, Sommer 2018: Inhaltliches Konzept und Gestaltung finden zusammen: Die Ausstellungskapitel sind Worten zugeordnet. Jedem Buchstaben ist auf Vorder- und Rückseite ein Teilthema zugewiesen. Jetzt werden die Inhalte und Ziele verfeinert und beginnen die Überlegungen für Texte, Bilder und Vertiefungen.
Koogversammlung in der Neulandhalle am 23. Mai 2018: Das Ausstellungskonzept wird den Koogbewohnern und Interessierten vorgestellt. Ein Teil der frzph-Arbeitsgruppe wartet darauf, dass der Projektleiter das Wort erhält.
Stehend von links: Uwe Danker, Sebastian Lotto-Kusche, Marie-Theres Marx, Melanie Oertel, Ines Beeck, Gabriele Heinze.
Da wird im November 2018 auch mal zur Säge gegriffen!
Weil Buchstaben als Ausstellungsflächen sehr unterschiedlich ausfallen, bietet es ich an, teilweise am Objekt selbst zu arbeiten. Für die Entwicklung der einzelnen Teilthemen werden deshalb Sperrholzflächen in Originalgröße genutzt.
Von links: Jan Waitzmann, Uwe Danker, Elmar Moldenhauer.